Nördlich des Steingrubenwegs soll auf einem Berge das Schloss Ramelen gestanden haben. Der letzte Schlossherr war ein finsterer, strenger und gegen die Armen besonders harter Mann. Missmutig von einer Jagd heimkehrend und zornig über das Missgeschick des Tages, das ihm nicht einmal ein Häslein gebracht hatte, hörte er im Gesträuche etwas rüspern. Da schickte er seinen Gusch hinein, um den Hirsch heraus zu sprengen.
Immer lauter ertönte das Gebell des Hundes, aber es wollte sich kein Wild blicken lassen. Da ritt der Zwingherr vor das Gesträuch. Zitternd und an allen Gliedern bebend, kam ein Mädchen aus dem Gebüsch. Auf die Frage, warum es sich hier versteckt habe, erwiderte es unter Tränen, es habe hier wilde Erdbeeren gepflückt, um aus deren Erlös seiner kranken Mutter ein Stück Fleisch zu einer Fleischsuppe kaufen zu können, und bat den Landvogt um Gnade, dass es sich in sein Revier gewagt. Allein der Harte war unerbittlich und mit den Worten: «Nimm da den Lohn für die Erdbeeren», jagte er der Unschuld einen Pfeil durch die Brust. Doch der Himmel rächte sich. Die Wolken verfinsterten sich, Blitze zuckten durch die Luft, und mächtig rollte der Donner.
Unter Murren und Fluchen war der Schlossherr bis vor seine Burg gekommen, aber hinein sollte er nicht mehr gelangen. Ein mächtiger Blitz schlug ihn nieder und machte seinem Leben ein Ende. Auch in seine Burg schlug der Blitz, entzündete sie und äscherte sie samt den Bewohnern ein.
Quelle: P. Keckeis, M. Kully, Sagen der Schweiz. Solothurn, Zürich 1987. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch