Ein altes Weib aus der Hegi, einem Dorfteil von Oberbuchsiten, ging eines Abends ins Dorf hinunter zum Obesitz. Weil es in diesem Hause kurzweilig war, trat das Weib erst nach zehn Uhr den Heimweg an.
Da hörte es plötzlich ein entsetzliches Grunzen und Schnaufen; an ihm vorbei rannte zu seinem Schrecken ein grosses Schwein. Das erzählte die Frau allen Leuten. Dabei wurde bekannt, dass schon mehreren Bewohnern, die nach zehn Uhr durch die Hegi gegangen waren, dieses Schwein begegnet sei. Es müsse etwas Gespensterhaftes sein, sagten die einen, andere bezweifelten dies und spotteten darüber. Zu diesen Spöttern gehörte auch der alte Sigrist.
Bei jedem Obesitz kam das Gespräch auf die Hegisau, doch getraute sich niemand, diese zu verfolgen und einzufangen. Eines Abends machte der Sigrist einen Besuch bei seinen Verwandten in der Hegi. Als er in später Stunde auf dem Heimweg war, sauste plötzlich ein grunzendes Schwein an ihm vorbei. Ohne an die Hegisau zu denken lief ihr der Sigrist mit einem Stocke nach, um sie einzufangen. Es kam ihm aber sehr eigentümlich vor, dass er sie trotz grösster Eile nicht einholen konnte. Plötzlich bog das Schwein durch das offene Tor in den Friedhof ein. Da hielt der Sigrist an und dachte: «Mitten in der Nacht jage ich nicht über den Kirchhof einem Schweine nach». Dann eilte er aber geschwind um die Friedhofmauer herum, der unteren Pforte zu, um es dort einzufangen. Plötzlich verstummte das Grunzen. Von einem Schwein war weit und breit nichts mehr zu sehen. Mit Grauen dachte er nun an die Hegisau und wusste plötzlich, dass er ein Gespenst verfolgt hatte. Am folgenden Morgen durchsuchte er den ganzen Friedhof; aber er sah nicht die geringste Spur von einem Schwein. Seither hatten aber die Bewohner Ruhe vor der Hegisau. Der Sigrist hat behauptet, die Hegisau sei die Seele eines verstorbenen Mörders, die keine Ruhe finden konnte.
Quelle: P. Keckeis, M. Kully, Sagen der Schweiz. Solothurn, Zürich 1987. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch