An einem Nachmittag im Herbst machte sich der Jäger Roth von Welschenrohr auf die Jagd; er ging gegen den hintern Weissenstein hinauf, denn dort hat er schon einige Male einen Hasen angetroffen, vor dem aber seine Jagdhunde heulend zurückflohen, und den er, ungeachtet er sonst keinen Schuss fehlte, noch nie hat treffen können. Aber diesmal hatte ihm ein frommer Kapuziner die Jagdflinte gesegnet, und kein Zauber konnte ihr so widerstehen; deswegen schritt er auch rüstig vorwärts; richtig, da stand der Hase wieder unter der Tanne, und machte das Männchen gegen ihn, als er die Flinte anschlug. Er drückte los und ein weibliches Zetergeschrei ertönte; der Hase sprang auf drei Beinen davon. Der Schuss hatte einen vorderen Lauf getroffen. Klirrend fiel auch ein grosser Bund Schlüssel zu Boden, den der erstaunte Jäger fast nicht aufzuheben wagte. Endlich ging er mit seinem Fund in eine nahe Pintenschenke und verlangt ein Gläschen Schnaps. Da war alles in grösster Verwirrung. Man konnte die Wirtin, die alle Schlüssel bei sich trug, nirgends finden, und als er nun sein Abenteuer erzählte und seinen Fund vorzeigte, da ging das Verwundern erst recht an. Denn das waren eben die vermissten Schlüssel, und bald kam auch die Wirtin ohne

Schlüssel und mit einem verbundenen Arm nach Hause. Jetzt ging dem Jäger ein Licht auf; rasch und voll Bestürzung verliess er die Schenke und trat nie mehr über die Schwelle. Nie ging er fortan bei der Wirtin vorbei, ohne ein Kreuz zu schlagen.

Quelle: P. Keckeis, M. Kully, Sagen der Schweiz. Solothurn, Zürich 1987. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch