Wo sich heute in Balm die kleine Kirche befindet, war vor Zeiten ein römischer Opferplatz. Als die Leute der Gegend zum Christentum bekehrt waren, beschlossen sie, auf dieser Opferstätte eine Kapelle zu errichten. Mühsam war das Schleppen der für den Bau benötigten Steine, die zum Teil vom Tal herauf, zum Teil vom Berg herunter auf den Bauplatz gebracht wurden. Der Schrecken der Balmer war daher gross, als diese Steine eines Morgens alle im Dorf unten lagen. Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als sie wieder hinaufzutragen; doch am nächsten Morgen waren die Blöcke neuerdings ins Dorf gerollt und so noch ein drittes Mal. In der folgenden Nacht stiegen einige beherzte Männer mit Laternen den Berg hinan, verbargen sich in der Nähe des Bauplatzes, löschten die Lichter, lauschten und warteten. Lange geschah nichts. Um Mitternacht aber sahen die Männer plötzlich eine feurige Gestalt durch den Wald herunterkommen. Sie wollten fliehen, aber ihre Beine versagten den Dienst, und so mussten sie nun zusehen, wie der Teufel mit seiner Gabel einen Stein nach dem andern den Berg hinunter stiess. Dazu lachte er, dass es ihnen durch Mark und Bein fuhr. Nachdem er aber den letzten und schwersten Block weggerollt hatte, als ob es ein Pfünderbrot wäre, wandte er sich mit der Gabel gegen das Versteck der zitternden Bauern. Diese sahen ihr letztes Stündlein gekommen. Nur einer sprach in seiner Not die Worte «Du lieber Gott». Da heulte der Satan auf, dass es schaurig von allen Seiten widerhallte, sauste davon und zeigte sich nie wieder.
Quelle: P. Keckeis, M. Kully, Sagen der Schweiz. Solothurn, Zürich 1987. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch