Am Weg von Lommiswil nach Selzach soll in der Höhe ein römischer Gutshof oder eine Burg gestanden sein. Man erzählt, dass einst der Herr dieser Burg ein bildschönes Bauernmädchen entführt und entehrt habe. Das Mädchen fügte sich eine Weile aus Neugier in sein Schicksal. Später wusste der Schlossherr das Mädchen durch Geld gefügig zu machen, so dass sie bei ihm blieb.
Doch das musste das Mädchen nach dem Tode bitter büssen. Man sieht es meist in ein graues Gewand gekleidet unter einem Kirschbaum sitzen und Geld in ihrem Schoss zählen.
Quelle: P. Keckeis, M. Kully, Sagen der Schweiz. Solothurn, Zürich 1987. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch
Das Hohlenmeitschi II
Einmal war ein Selzacher Bursche in Lommiswil z'Chilt gewesen. Auf dem Heimweg verfolgten ihn die zornigen Lommiswilerknaben, und er musste Fersengeld geben; glücklich erreichte er das Hohlenweglein, aber seine Verfolger waren auch schon da. In der Not sprang er in eine Haselstaude; eben schlug es vom Kirchturm Mitternacht. Die Lommiswiler Burschen hofften schon, ihres Fanges sicher zu sein, da trat zu ihrem Schrecken aus der Haselstaude eine wunderschöne Gestalt in weissem Kleide heraus, von flammenden Strahlen umgeben, verjagte die erschrockenen Knaben von Lommiswil und geleitete den Selzacher nach Hause. Viele wollen das Hohlenmeitli seither auch gesehen haben.
Quelle: P. Keckeis, M. Kully, Sagen der Schweiz. Solothurn, Zürich 1987. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch