Der Schwed

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Herzog Bernhard von Weimar hatte im Dreissigjährigen Krieg unter dem Schwedenkönig Gustav Adolf gedient. Später trat er in die Dienste Frankreichs und kämpfte gegen die Kaiserlichen. Damals machte er mit seinem Kriegsvolk einen Einfall in den Jura und besetzte den 26. Oktober 1637 das Delsbergertal und nahm dort sein Winterquartier, weil der Bischof von Basel, statt neutral zu bleiben, sich für die Kaiserlichen erklärt hatte. Das Bistum wurde durch die Schweden gänzlich zerstört. Dafür wurde der Schwed vom Volk verurteilt, so lange mit dem «wütenden Heere» mitziehen zu müssen, bis der verursachte Schaden gebüsst sei. Abends nach Betglockenzeit wollen Sonntags-Kinder von Altwasser bei Grenchen im Solothurnerbiet zuweilen einen alten Mann mit schneeweissem, langem Bart und magerem, blassem Angesicht mühsam daher wanken gesehen haben, ein schweres Zwilchbündel auf der Achsel. Diesen habe er beim Bache aufgemacht, und da sei die wilde Jagd mit dem Bachteleg`schrei herausgekommen: schwarze einäugige Hündchen und grüne Jägermannen. Der Alte jagt dann auf einem schwarzen, dreibeinigen Hengst mit dem Gjäg durch die Luft davon und bläst dabei in sein Horn, dass es von den Jurafelsen widerhallt. Die wildi Jagd geht am Moosbach und beim Bachtelnbad vorbei dem Gallenweg entlang. Wehe dem, der ihr begegnet. Wohl ihm, wenn er die drei Täfeli-Eichen erreichen kann. Dort findet er mit einem frommen Spruch Schutz und Schirm. Weiter verfolgt der Schwed seinen Weg den Gränzler hinauf und dann hinüber in das andere Tal. Über die Hasenmatt steigen dann gewöhnlich schwarze Fötzelwolken auf und es regnet den andern Tag. In neuerer Zeit ändert das Wetter ohne dass man den Schwed gewahrt. Es ist anzunehmen, dass er in mehr als zweihundert Jahren doch die Freveltaten abgebüsst, die er in dortiger Gegend verübt hat.

Quelle: P. Keckeis, M. Kully, Sagen der Schweiz. Solothurn, Zürich 1987. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

Der Schwed II

Im Leberberg kam bei Grenchen, wenn es rauh Wetter geben wollte, ein gespenstischer Alter vom Altwasser her, dem Eiholze zu, auf der Achsel ein Zwilchbündel, an dem er schwer trug. Am Wittibache legte er das Bündel ab, öffnete es, und daraus kugelten schwarze Hündchen, jedes auf der Stirne mit einem Auge, die heulend um den Alten sprangen; zuletzt aus den zwei Endzöpfen des Bündels schloffen grüne Jägermännchen. Jetzt wirbelte der Alte in die Luft und fuhr mit dem Zuge auf und davon, mitten drin auf dreibeinigem schwarzem Hengst ein grosser grüner Jäger, der «Schwed». Der blies in's Horn zur Jagd. Unter Utä, utä! und Hossässä!, unter dem Heulen der Hunde und dem Hin- und Herrennen der kleinen grünen Jäger folgte sie ihm nach dem Witti- und dem Moosbache zu, durch's Leusemoos und beim Bachtlebad vorbei, zum Galenweg, der dort über den Jura nach Frankreich führte. Wer der wilden Jagd begegnete, blieb nur verschont, wenn er zu einer der drei ob dem Galenweg befindlichen Eichen mit Heiligenbildern flüchten konnte. Der Zug stürmte dann über den Berg ins jenseitige Tal.

Quelle: P. Keckeis, M. Kully, Sagen der Schweiz. Solothurn, Zürich 1987. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

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