In der Solothurner Gegend war kein Schloss berüchtigter als der beim Fegez einsam gelegene, zerfallene Blumenstein. Einst kehrte ein Milchmädchen, das sich länger als üblich in der Stadt aufgehalten hatte, nach St. Niklaus zurück. Als es vom Fegez ostwärts abbiegen wollte, sah es verwundert, dass die Fenster des verfallenen Schlosses festlich beleuchtet waren, auch das eiserne Gittertor, das den Torweg abriegelte, fiel klirrend zurück. Als das Mädchen schaudernd zu den hellerleuchteten Fenstern hinaufblickte, sah sie einen Herrn mit gepuderter Perücke zum Fenster hinauslehnen, der ihr freundlich zuwinkte.
Von Neugier getrieben näherte sich das Mädchen dem Schloss. Je näher sie aber dem Junker kam, desto mehr verblasste dessen Gesicht. Entsetzt wandte sich das Mädchen ab und schlug ein Kreuz. Im gleichen Augenblick verschwand die Gestalt, und die Lichter in den Fenstern erloschen.
Von dieser Stunde an befiel das Mädchen die fallende Sucht. Sie verliess das Haus nicht mehr, bis man sie auf den Friedhof trug.
Der Geist des Junkers von Blumenstein soll noch heute, bald in der Gestalt eines Menschen, bald in der eines Hundes bei Blumenstein herumirren. Das ist die Strafe dafür, dass er zu Lebzeiten als Offizier in französischen Diensten drei leibeigene Soldaten gegen einen wohldressierten Jagdhund eintauschte.
Quelle: P. Keckeis, M. Kully, Sagen der Schweiz. Solothurn, Zürich 1987. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch