Vor etlichen hundert Jahren lebten in der Schwändi Heidenleute, die ausserordentlich geschickt und in jeglichen Künsten gewandt waren. So gab es zum Beispiel für sie nichts leichteres, als durch einen Heustock hindurch ein Loch zu brennen, ohne dass deswegen das übrige Heu in Brand geraten wäre. Ueberdies erkannten sie die Schicksale und die Zukunft eines jeden, waren kundig bei Bereitung von Kräutern und verstanden felsenfeste Mauern aufzuführen. Im heutigen Kilchschwand zwischen Römersberg und Schwändi standen ihre Kirchen, wo sie nächtlicherweile unter dem Vorsitze einer alten Hexe zusammenkamen, Als später das ganze Land christlich wurde, ist die Hexe über den Berg in's Entlebuch gegangen.
In der Schwändi erzählte man früher viel von den kleinen Heidenleutchen und bezeichnete mit diesem Namen jene elbischen Wesen, die man anderwärts Wichtelmännchen nennt. Sie waren fast unentbehrliche Helfer in Haus und Feld. Nur bei schlechtem Wetter blieben sie fern. Darunter verstanden sie aber weder Regen noch Schnee, sondern den Wind, welchen sie nicht ertragen konnten. Öfters schenkten sie ihren Günstlingen Gemskäse oder Fadenklungeli, welche die schätzbare Eigenschaft besassen, nie abzunehmen. Der glückliche Besitzer musste darüber tiefes Stillschweigen bewahren, sonst verloren jene Gaben ihre geheimnisvolle Kraft.
Aus: Franz Niederberger Sagen und Gebräuche aus Unterwalden, Sarnen 1924. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch