Vor ungefähr 200 Jahren lebte in einem Hause ob der Kapelle in Sarnen ein Hauptmann, welcher Jünglinge für den Militärdienst nach Frankreich anwarb. Eines Tages kam auch ein Jüngling von Kägiswil; dieser wurde vom Hauptmann angenommen und erhielt sein Handgeld. Doch nach einigen Tagen reute den Kägiswiler sein Engagement; er kommt zum Hauptmann, gibt das Handgeld zurück und bittet im Vaterlande bleiben zu dürfen. Der Hauptmann nimmt das Geld nicht an und sagt: „Du bist angeworben! Punktum!"
Da sagte der Jüngling: „Nun, Herr! ich gehe nach Frankreich und werde Soldat, weil ich muh. Aber wenn ich in der Fremde sterbe, komme ich und hole Euch auch in die Ewigkeit. Auf diese Zeit hin lade ich Euch vor den gerechten allwissenden Richter."
Der Hauptmann lachte und der Kägiswiler musste nach Frankreich wandern. Nach ungefähr zwei Jahren kommen eines Tages zwei Kapuziner zum Hauptmann herab. Man ist fröhlich und trinkt. Während der Unterhaltung fitzt unser Hauptmann den Kapuzinern gegenüber, sodass er in die Gasse gegen die Kapelle hinunterschauen konnte. Auf einmal schreit er: „Ach Gott! der Kägiswiler kommt!" Die Kapuziner wissen nicht, was er damit sagen will. Doch plötzlich geht die Stubentüre weit auf, man sieht niemanden hereinkommen; der Hauptmann wird bleich, beugt sich rückwärts gegen das Fenster und stirbt.
Aus: Franz Niederberger Sagen und Gebräuche aus Unterwalden, Sarnen 1924. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch