Als man zu Ende des Sommers beim Herabfahren aus einer Alp noch einen Melkstuhl zurückgelassen hatte, musste einer der Handknaben denselben holen. Er kam erst sehr spät auf diese Alp. Wie er nun die verlassene Alphütte betrat, sah er zu seinem grossen Verwundern drei Sennen um die Feuergrube und einen derselben auf jenem Melchstuhl sitzen, den er holen sollte. Der Käskessel war über hell loderndes Feuer gereitelt, und man fragte ihn, ob er auch Suffi trinken möchte. Er bejahte es, weil er meinte, er dürfe nichts abschlagen, aber dennoch erfasste ihn ein Grauen. Nun wurde abgeschöpft, wobei er zu seinem fernern Erstaunen sah, dass dreierlei Suffi in die Geschirre gegossen wurde: rote, weisse und schwarze. Sie fragten ihn, von welcher er trinken wolle und er verlangte weisse. Die drei Sennen erklärten ihm nun auch die drei Farben: die rote bedeute die von den Älplern unnütz gebrauchte und versudelte Milch während des Sommers; die weisse, dass sie die Kühe recht gemolken und mit der Milch recht umgegangen, und die schwarze, dass sie häufig in der Alp geschworen hätten. Endlich gaben sie ihm noch die Wahl, was er lieber von den drei Künsten wolle: ob recht gut singen, oder pfeifen oder jauchzen; und er verlangte recht gut jauchzen zu können. Dieser Wunsch wurde ihm zugesagt. Morgens darauf als er fortging, begann er zu jauchzen, und er konnte es wirklich zum Verwundern schön, so dass bei seiner Heimkunft die Leute über sein angenehmes Jodeln erstaunten. Der Senn der zu Hause war, brannte vor Begierde, dieses Jodeln auch zu erlernen und ging darum unverzüglich auf diese Alp. Als er aber dahingelangte, wurde er von den drei geisterhaften Sennen zerrissen und zermalmt, indem sie ihm zornig bedeuteten, es geschehe ihm so, weil er ohne Not hieher gekommen.
Aus: Franz Niederberger Sagen und Gebräuche aus Unterwalden, Sarnen 1924. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch