Zwischen Wohlen und Grindel befindet sich mitten im dunkeln Walde auf einem steilen, schwer zu ersteigenden Felsen weniges altes Gemäuer, das mit jedem Augenblick, noch ganz mit Moos bewachsen und darunter versteckt zu werden droht. Es ist die Ruine der kleinen, wenig bekannten Raubritter-Burg Neuenstein, von der in der Umgegend viele Sagen herumgeboten werden.
Einst an einem Charfreitag ging ein armes Bäuerlein in den dunkeln Wald, und erkletterte mit grosser Mühe den steilen Burgfelsen um in den Trümmern nach Geld herumzustöbern. Aber da war alle Mühe vergeblich, obschon er überall die Erde aufwühlte; nur ein Häuflein Schneckendeckel, die, wunderbarerweise eine ganze Schar aus dem Winterschlaf erwachender Schnecken an einem Orte abgeworfen zu haben schienen, lag beisammen. Verwundert hob der Bauer einige auf, und steckte sie, ohne weiters damit zu beabsichtigen, in die Tasche; aber Wunder! kaum einige Zeit von der Ruine entfernt, griff er zufällig in seine Tasche, und fand alles Goldstücke darin, denn das waren die Schneckendeckel gewesen. Spornstreichs lief er zurück; doch weder er, noch die Übrigen, die seither am Charfreitag zahlreich die Trümmer besuchen, haben wieder eine Spur des Schatzes entdeckt.
Aus: R. M. Kully, H. Rindlisbacher, Die älteste Solothurner Sagensammlung, in: Jurablätter. Monatsschrift für Heimat- und Volkskunde, 1987. Mit freundlicher Genehmigung von R.M.Kully. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch