Unweit des Attisholzbades gegen das Neuhäuschen hin, ist im dichten, dunkeln Walde ein runder, freier Platz mit Steintrümmern, von dem der Volksglaube allerlei Wunderbares erzählt. Hier soll vor uralter Zeit ein Tempel der dem Attis (einem unbekannten Gotte) geweiht war, gestanden haben; als nun die Feinde ins Land drangen, vergruben die Priester ihr Götzenbild, ein goldenes Kalb, und nun wurde in späteren Jahrhunderten die Erde oft durchsucht, um es zu finden, doch vergeblich; eine lateinische Inschrift, auf einen durch die Zeit geborstenen Stein gegraben, zeigt noch jetzt dem Geschichtsforscher an, dass hier keine Altertümer zu finden seien.
Als hier im Walde umher einst am St. Andresentag, da schon die Blätter von den Bäumen gefallen waren, aber die Sonne noch ziemlich warm durch die nackten Zweige schien, eine arme Frau Reis-Holz sammelte, setzte sich ihr sechsjähriges Mädchen auf einen der grossen Steine und spielte mit bunten Kieseln. Da hörte es plötzlich ein Geräusch wie von leisen Tritten, im dürren Laube, und als es aufblickt, sieht es ein kleines, sonderbar gekleidetes Männchen, mit einem langen grauen Barte, der ihm bis an den Gürtel reicht, zwischen den Steinen umhertrippeln und schön gearbeitete Gefässe, die mit goldenen Erbsen angefüllt sind, daher tragen, um sie zu sonnen. Geblendet von dem vielen Golde, das hell in der Sonne glitzert und ganz verdutzt von dem wunderbaren Ereignis wagte die Kleine zuerst kaum atmen und schaute dem Treiben des Männchens einige Zeit zu, endlich ruft sie ängstlich der Mutter. Aber plötzlich verschwand alles, und als diese zu der Kleinen kommt, wankt nur noch ein blondes Flämmchen, das bald verlöscht, im Laube umher.
Aus: R. M. Kully, H. Rindlisbacher, Die älteste Solothurner Sagensammlung, in: Jurablätter. Monatsschrift für Heimat- und Volkskunde, 1987. Mit freundlicher Genehmigung von R.M.Kully. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch