Neben dem Gäüthier herrscht in unserer Gegend vorzüglich an der östlichen Seite der Stadt und gegen den Jura hin der Thürst oder wilde Jäger. Erst noch vor fünf Jahren hat eine Frau nicht weit von der Martinsfluh, die nachts ihre Wäsche besorgte, auf der Fluh sein gewaltiges Ho, ho, und das Gekläff seiner vielen Hunde gehört, das längs der ganzen Klus hinzog und sich ihr immer mehr zu nähern schien, so dass sie erschrocken ihre ganze Wäsche im Stich liess und sich eilig ins Haus flüchtete. Schon viele hörten, aber noch wenige sahen ihn; der Nagler Vikter aber aus dem Attisholz beteuerte oft, ihn gesehen zu haben. Er kehrte nämlich einst Nachts spät aus der Stadt heim ins Bauherrwäldchen, nahe beim Attisholzbade, hörte er einen höllischen Lärm im Walde, gellendes Gekläff vieler Hunde und lautes Ho, ho rufen, das sich immer mehr der Landstrasse und ihm selbst nähert, da ahnt der Nagler, das kann wohl der Thürst sein, den er schon oft gehört; und seine Ahnung wird ihm zur Gewissheit, als er nicht weit von ihm auf der Landstrasse einen ganzen Rudel dreibeiniger Jagdhunde und hinter ihnen einen sehr grossen Mann mit brandschwarzem Haar und Bart der Büchse und Jagdtasche trägt, auf ihn loskommen sieht; doch schnell besonnen wirft sich der Nagler, weil er gehört hat, dass dies vor allen bösen Folgen bewahre, auf den rechten Arm in ein Fahrgeleis (Karrengleis) und erwartet mit Herzklopfen was da kommen werde. Als sich der wunderliche Zug ihm genaht, springen die Hündlein kreuz und quer über den Daliegenden; aber unbeschädigt ja ungeschwollen kann er sich, nachdem sich der Lärm im Walde verloren hat, erheben: so gut hat ihn sein Mittel beschützt.
Aus: R. M. Kully, H. Rindlisbacher, Die älteste Solothurner Sagensammlung, in: Jurablätter. Monatsschrift für Heimat- und Volkskunde, 1987. Mit freundlicher Genehmigung von R.M.Kully. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch