Wenn man im freundlichen Städtchen Olten den Stalden zur Brücke hinunter geht, so erblickt man an der Gartenmauer des Kaplans, rechts an der Strasse, ein kleines steinernes Kreuz mit einem alten Gemälde, auf dem ein schlechtgemaltes Marienbild prangt; noch steht im Vordergrunde auf einem hohen Felsen ein brennendes Schloss, und etwas weiter zurück, erblickt man einen geharnischten Ritter, der, durch einen Blitzstrahl vom sich bäumenden Rappen geworfen, am Boden liegt. Dieses Bild erklärt die Volkssage so:
Auf dem hohen Schlosse Frohburg ob dem Iventale lebte Graf Hans; er war ein böser Mann, beherrschte seine Untertanen hart und grausam, und überhäufte sie so sehr mit Steuern und Abgaben, dass bei der Fruchtlieferung der letzte Wagen noch in Olten stand, wenn der erste schon zum Schlosstor der Frohburg einfuhr; sich selbst aber tat er gütlich und lebte stets in Freude und Lust bei Banketten und Trinkgelagen. Als er einst mit einigen Knappen von einem Bankett heimkehrend nach Olten kam, ward er von einem heftigen Gewitter überfallen, und der Blitz schlug in sein Schloss, so dass während er eben mit seinen Knappen den Stalden hinaufsprengte, die Flamme ausbrach: da rief er mit einem fürchterlichen Fluche: Bis mein Schloss wieder aufgebaut ist, soll kein Pflug auf dem Felde fahren. Aber das Gericht des Herrn kam über den Frevler; und am nämlichen Orte, wo das unscheinbare Denkmal steht, schmetterte ihn der Blitz tot vom Pferd. So endete der letzte Graf von Froburg.
Aus: R. M. Kully, H. Rindlisbacher, Die älteste Solothurner Sagensammlung, in: Jurablätter. Monatsschrift für Heimat- und Volkskunde, 1987. Mit freundlicher Genehmigung von R.M.Kully. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch