Sieben Hexen hatten einen Knaben geraubt der Pimpirimpino hiess, um ihn zu kochen und zu essen. Aber Pimpirimpino war mager und sie setzten ihn deshalb in einen grossen Käfig um ihn gut zu mästen. Sie ernährten ihn mit Biskuit und Kuchen zur grossen Freude dieses Schlingels.
Nach sieben Tagen dachten die Hexen, dass er fett genug sei, und sie sagten:
„Pimpirimpino, Pimpirimpino,
steck einmal den Finger 'raus
aus dem luftigen Vogelhaus."
Und Pimpirimpino streckte einen Finger durch die Stäbe.
„Du bist noch zu mager", sagten die Hexen und gaben ihm aufs neue Süssigkeiten und Backwerk.
Als wieder sieben Tage vergangen waren, sagten die Hexen:
„Pimpirimpino, Pimpirimpino,
steck einmal den Finger 'raus
aus dem luftigen Vogelhaus."
Pimpirimpino streckte ihn heraus und immer war er nicht fett genug. Weitere sieben Tage vergingen und wieder sagten die Hexen:
„Pimpirimpino, Pimpirimpino,
steck einmal den Finger 'raus
aus dem luftigen Vogelhaus."
Da streckte Pimpirimpino den Daumen heraus, denn er war es müde im Käfig zu sitzen. Der Daumen aber war schön fett, und die Hexen beschlossen, jetzt den Knaben zu essen. Da sagte die Älteste zur Jüngsten: „Morgen früh gehen wir anderen fort und werden gegen Mittag zurückkehren. Du wirst den Kessel an die Kette hängen, dann sagst du dem Pimpirimpino, er solle ins Feuer blasen, damit es besser brenne. Wenn er sich auf die Erde hockt, um das zu tun, schneidest du ihm den Kopf ab und wirfst ihn in den Kessel."
Pimpirimpino, der zugehört hatte, schlief die ganze Nacht nicht vor Nachdenken, wie er davonkommen könnte. Am Morgen gingen die Hexen weg und nur die jüngste blieb zurück um das Mahl zu bereiten. Als der Kessel am Feuer war, öffnete sie den Käfig und sagte:
„Pimpirimpino, Pimpirimpino,
blas hinein ins Feuerloch,
dass die Flamme flackert hoch.“
Und er erwiderte:
»Wie soll ich das denn machen,
es raucht der Feuerrachen,
zeig mir, wie man das tut."
Und die Hexe bückte sich, um es ihm zu zeigen Da nahm Pimpirimpino das Beil, das da lag, hackte der Hexe den Kopf ab und warf den Körper in den Kessel mit kochendem Wasser, während er den Kopf ins Bett legte und bis zum Kinn zudeckte, als ob sie schliefe. Dann kletterte er aufs Dach und versteckte sich hinter dem Schornstein.
Da kamen die Hexen heim und waren sehr zufrieden, als sie den Duft des kochenden Fleisches rochen. Sie suchten die Köchin, um sie zu loben und fanden sie im Bett, glaubten, dass sie schliefe. Da wollten sie sie wecken und stiessen sie an und der Kopf rollte auf die Erde.
„Oh wir Armen, wer hat das getan!" schrien die Hexen und wollten hinaus in den Garten rennen, um Pimpirimpino zu suchen. Aber die Türe war eng und zwei konnten nicht auf einmal heraus. Eine musste nach der anderen hinausgehen. Pimpirimpino warf jeder einen Ziegelstein auf den Kopf und so starben sie alle. Das Haus mit allem, was darin war, gehörte nun dem Pimpirimpino. Er lebte hier glücklich viele Jahre.
Quelle: L. Clerici, Helene Christaller (Übers.), Märchen vom Lago Maggiore.
Nach mündlicher Überlieferung gesammelt von Luigi Clerici, Basel o. J.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch; typografisch leicht angepasst.