Überchumen i ächt au eine u wele?

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Überchumen i ächt au eine u wele?

I dr Angereesenacht chan es Meitli oder e Bueb erfahre, wäm es tuet hürote.

Do isch es Meitli gsi‚ wo das gärn hätt möge wüsse un isch zu siebe Brünne go Wasser trinke; derbi het es über ke Bach dörfe u nüt dörfe rede. Bim siebete Brunne het es eine gseh‚ wo d’Finger gwäsche u derno vo dr Röhre Wasser gno het. Aber gchennt het es ne nid. Zwe Monet später het es dä Bursch gseh; är isch ersch denn härecho, u dä isch du au si Ma worde.

Der Sarg erscheint auf dem Ofen; der Bräutigam setzt sich an den Tisch, der gedeckt worden ist. Ofen und Tisch treten aber, wie E. F. Knuchel, Die Umwandlung in Kult, Magie und Rechtsbrauch, ausführt, an Stelle des Herdes. Auch die Archäologie liefert Aufschluss über die Bedeutung des Herdes; O. Tschumi, Urgeschichte der Schweiz, S. 178 ff., widmet dem Hausherd und seinen Geräten einen besondern Abschnitt. Unter dem Herde wurden die Toten bestattet. Die Seelen der Toten erscheinen an den Orten, da ihre Überreste liegen. Das Mädchen. das den Bräutigam schauen will, wendet sich an die Geister, an die Ahnen, um ihre Hilfe herbeizuführen.

Ein weitverbreiteter Kinderreim, auf den O. Tschurni ebenfalls hinweist, führt gleichfalls auf den Herdkult zurück. Wenn ein Kind bei uns einen Milchzahn verlor, muss e es vor den Feuerherd treten, dem Herde den Rücken kehrend, mit der rechten Hand über die linke Schulter werfen. Dreimal musste es sprechen:
„Müsli, Müsli,
Gib mer e neue Zang,
I gibe dir en alte derfür.“

In vielen Sagen kehrt die Maus als Seelentierchen wieder. Der Tausch war wohl einmal eine Opferhandlung, welche aus den Ahnenkult herauswuchs, denn der Herd ist der Aufenthalt der Ahnenseelen. Das Mäuschen ist ein Vorfahr, der als Schutzgeist angerufen wird.

Noch eine andere Anschauung dürfte in den Brauch hinein spielen: Die Maus besitzt ein schönes Gebiss. Käse, Kartoffeln oder andere feste Nahrungsmittel, die von den Mäusen angefressen sind, darf man nicht fortwerfen; man soll die beschädigten Stellen auch nicht wegschneiden; wenn man da anbeisst, wo sich die Spuren der Mäusezähne zeigen, so bekommt man ein gutes Gebiss.

M. Sooder, Sagen aus Rohrbach, Huttwil 1929

 

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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