a) Im Frühling, wenn das Vieh das erste Mal auf die Wiesen gelassen wurde, war es vor Kurzem noch in Unterwalden Sitte, dass man vor dem Stalle oder an der Stelle, wo dasselbe hindurchgehen musste, einige Scheiter Holz anzündete und die Kühe dann über dieses Feuer - begreiflich oft mit Gewalt - hinüber trieb, wahrscheinlich, um das Böse von ihnen fern zu halten.
b) Auch war bei den Bauern hiesiger Gegend die feststehende Regel, das Vieh im Frühling im Zeichen des Löwen nicht auf die Weide zu lassen, in der vollen Überzeugung, dass, wenn es in diesem Zeichen das erstemal geschähe, obschon bei schöner Witterung, die Kühe „gallig und stössig" würden für den ganzen Sommer, und ein ewiges Stossen, Ringen und Stechen unter ihnen stattfände.
c) Hatte eine Kuh einen kranken Fuss, so wurde angeraten, den Fleck Erde unter dem kranken Fusse derselben mit Sorgfalt wegzuschneiden, ihn ins Kamin ob der Feuergrube zu hängen; und bis dann diese Erdscholle dürr geworden, sei der Fuss gebessert und geheilt.
d) Kälber, an Frohnfasten geboren, wurden getötet, denn sie waren gespenstersehend und taten überhaupt nicht gut.
e) Beim „Küchlen" sollen das erste Stück Hund oder Katz bekommen; die andern Küchle werden umso besser geraten. Manche geben sie den Kindern, welche darum betten müssen.
f) Dem Kinde sang man vor:
„Susanneli, Susanneli,
Wo hest du dine Chüeli?
Z'Laürz inne, z'Laürz inne
Hanis' ufem Flüli."
g) Wenn man die Rotkehlchen verfolgt und plagt, so geben die Kühe im Hause zur Strafe dafür rote Milch.
h) Das Pferd gilt als besonders empfänglich für Gespensterseherei und bei den verschiedenen mythischen Sagen und Bräuchen nimmt es keine untergeordnete Stellung ein.
Pferdemist ist oft das, was bei Hexenmalzeiten in der Gestalt von Leckerbissen aufgetragen wird, oder er wird, als Geschenk von Zwergen, zu Geld umgekehrt.
In Pferde verwandeln Hexen andere Menschen. Und in ein Pferd verwandelte auch der Teufel des Schötzer Schmids sein Anneli.
Quelle: Alois Lütolf, Sagen, Bräuche, Legenden aus den fünf Orten Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug, Bei dieser Sage gibt es keine genaue Zuordnung zu einem der fünf Kantone. Luzern 1865. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung, www.maerchenstiftung.ch.