Fromme Herren erbauten in Kühmatt ein einfaches Bethaus. Als sie wie üblich in stiller Abendstunde den heiligen Rosenkranz beteten, erblickten sie im Kühmattwald ein hellschimmerndes Licht, das seinen Glanz auf eine verwittere Marienstatue warf. Sie holten diese und bargen sie einstweilen in ihrer Hütte, bis sie nach Jahr und Tag ein Kapellchen erbauten, in welchem sie die Statue aufstellten. An den Vorabenden der Marienfeste versammelten sich die Hirten stets wieder um die Statue und sahen beim Hinausgehen bisweilen hellbrennende Lichtlein. Wer sie beobachtete, sah sie hell und lieblich bis vor Tagesanbruch glänzen und dann plötzlich erlöschen.
Das Vertrauen wuchs. Das Kapellchen wurde vergrössert. Aus dem Kapellchen wurde mit der Bewilligung des Oberhirten Bischof Jordan 1555 eine für den öffentlichen Gottesdienst bestimmte Kapelle.
Die heutige Kapelle stammt aus dem Jahre 1654. Beim Bau einer dieser Kapellen soll ein Arbeiter über die Felsen hinab in die Lonza gestürzt sein. Die andern hoben ihn auf in der Meinung, er sei tot, trugen ihn dann in die Kapelle und legten ihn auf den Altar. Nach einer Zeitlang sei der Verunfallte aufgestanden und dankte der Muttergottes, denn ihr schrieb er seine Rettung zu. Auch totgeborene Kinder brachte man früher nach Kühmatt. Zweimal sollen dabei währen der heiligen Wandlung die Kindlein die Augen geöffnet haben, so dass sie der Prior taufen konnte.
Auf der rechten Seite des Chorbogens steht ein Seitenaltar, dem heiligen Antonius von Padua geweiht. Der Altar ist einheitlich im Barockstil gebaut, wenn auch einfacher und weniger reich als der Hauptaltar. Der obere Teil zeigt ein Gemälde: Die Muttergottes mit dem Jesuskinde erscheint in den Wolken, unten kniet ein Geistlicher. Nach der Überlieferung soll das Gemälde ein Bilddokument aus den Religionswirren im Tale sein. Eine kleine Anzahl wollte zur neuen Lehre übertreten. Auch der damalige Prior von Kippel zählt dazu. Über den Petersgrat wollte er sich nach dem Oberland begeben. In Kühmatt jedoch erschien ihm die Gottesmutter mit dem göttlichen Kinde. Er kehrte zur Herde zurück und blieb dem Glauben seiner Väter treu.
LÖTSCHEN
Quelle: Walliser Sagen, gesammelt und herausgegeben von Josef Guntern, Olten 1963, © Erbengemeinschaft Josef Guntern.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch