Umecho

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Umecho

Amen Ort, i säge nid wo, isch einisch e Bammert gsi. Dä isch gäge die arme Lüt gar wüescht gsi. Ar sälber het Holz gfrävlet u het drufabe arm Lüt drigstosse. Won er uf em Totebett glägen isch, het e Lehrer mit ihm müesse bäte. Dr Bammert het dr Tüfel gseh, u dr Hung, wo isch i dr Stube gsi, het gsüünet u si ungerem Bett verschloffe. Dr Lehrer het gschnadelet; d’Zäng het’s ihm zsämegschlage, u kes Wort het er vürebrocht. So isch dr Bammert gstorbe.

Drufabe isch es im Hus unghüürig worde. Dr Bammert sig zruggcho, isch dr Lärme gange. D’War het nümme guet to. Du hei sie e Chapuziner vo Solothurn lo cho, für dr Bammert z’banne.

Derno isch dr Chapuziner cho. Aber niemer het dörfe derbisi, u alls het us em Hus use müesse. Aber dr Verdingbueb isch zum Reitiloch gange‚ für z’luege, was gang. Du het er e Stimm ghört: „Du hesch au einisch es Blatt abegschrisse, wo d’ dert em Hag no bisch.“ U dr Chapuziner het gseit: „I cha do nüt mache. Äs isch no e Seel im Hus.“ Du isch es em Bueb Angscht worde, un är isch abe zu den angere.

Jetz het dr Geischt em Chapuziner agha, är söll ne nid in e Fläsche spere, ar soll ne lieber de Lüften übergä. Du het dr Chapuziner ihm dr Wille to. Un äs git es Füür vom Bode bis a Himmel uehe! Wie ne Chutt isch es dr Weid zue.

Zwe Tauner hei dä Rung im Berg ghulfe wärche. Die Heike ’s Füür au gseh u heige gmeint, d’Wält gäng unger. Sälb Obe heigi se nid hei dörfe. D’Dähle, wo ’s Füür druber sig, sige derno ganz rote gsi.

Wenn der Tote in Menschengestalt herumspukt, so kehrt er wieder, wie ihn der Lebendige in der Erinnerung besitzt, der Tote erscheint in der Gestalt, die er bei seinem Tode hatte.

Die Toten und ihr Wiederkommen

Das Erlebnis des Todes übt auf das Gemüt der Überlebenden einen tiefen, beunruhigenden Eindruck aus, welcher auch den denkträgen Menschen einer primitiven Stufe zum Denken zwingt. Schon die vorausgehenden Sagen zeigen die Furcht der Lebendigen vor den Toten, ein Sichbeschäftigen mit dem Rätsel des Todes. Die Furcht kann sich, wie es Totenbestattungsbräuche bei Naturvölkern zeigen, zu einer krankhaften Angst vor den wiederkehrenden Toten steigern.

Diese Furcht entspringt verschiedenen Ursachen. Der Anblick des Toten löst ein natürliches Grauen aus; der Tote ist nicht mehr der Lebendige. Die Infektionen, die von dem Toten ausgehen, ansteckende Krankheiten, vermochten im Überlebenden die Vorstellung zu erwecken, der Tote besitze unheimliche, geheimnisvolle Mächte. Der Tote kann mehr als der Lebendige; er vermag, die Angehörigen nachzuziehen. Die natürliche Ursache des Todes liegt ja dem Menschen einer niedrigen Stufe verborgen; er stirbt durch Tötung; die Waffen des Feindes bringen den Tod; ähnlich wirkt böser Zauber. Sprache und Volksglauben enthalten noch Bestandteile dieser Vorstellungen; ein unsichtbarer „Schlag“ trifft den Alternden; wer ihn ausführt, sagt der Volksglaube nicht mehr; aber sicher führte ihn einmal eine geheimnisvolle Macht, irgend ein Feind; wir reden noch heute vom „Hexenschuss“; ein unsichtbares Rütlein zwickt den Holzer und bringt Krankheit; ich verweise ebenfalls auf die anerkannte Macht, die im Sodbrunnen der Altburg wohnt und Siechtum und Krankheit bringen kann.

In gesunden Menschen aber lebt ein starker Wille zum Leben, der Lebenstrieb. Der Geist des Toten ist darum neidisch auf den Lebenden. Ungern schied der Sterbende vom Leben; er sehnt sich nach den Angehörigen; er sucht sie zu sich, ins Totenreich zu ziehen. Vor allem schreit der Geist des Ermordeten nach Rache und sucht den Mörder zu verderben.

Die Furcht vor dem Toten kann aber noch, wie H. Silberer‚ der Aberglaube ausführt, aus einer andern Quelle fliessen: Der Lebende hat dem Toten gegenüber ein dunkles Schuldgefühl, ein böses Gewissen; er vermag es zwar, weil es im Unbewussten liegt, nicht als solches zu erkennen; es beherrscht aber doch seine Denkweise.

Die Toten halten die Versprechen, die sie im Hinblick auf ihr Jenseits gegeben haben und kehren wieder.

M. Sooder, Sagen aus Rohrbach, Huttwil 1929

 

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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