Von Hexen
Die drei Nägel
F... in der Sch... fand eines Tages drei Nägel, die in einen Baum geschlagen waren. Er erschrak darob sehr und meldete, was er gesehen hatte, einem Herrn E… Dieser riet ihm, die Nägel auszuziehen und unter der Dachtraufe zu vergraben. Als das geschehen war, kam alsbald eine alte Frau betteln. Man gab ihr nichts, und sie kam den andern Tag wieder. Man schickte sie weg und drohte ihr mit Schlägen, falls sie wieder erschiene. Seither schlich sie sich nur noch ums Haus herum. Der Mann aber wurde krank und siechte dahin.
Quelle: K. W. Glaettli, Zürcher Sagen 1970, Stadt Zürich und Zürichsee
SAVk 2 (1898) 269, Nr. 173
Die Hausierhexe
In Wädenswil war ein armes Fräuli, das mit allerhand Waren hausierte. Kaufte man ihm nichts ab, fluchte sie einem Unglück an. Einmal hatte sie ihren Korb vor einem Haus abgestellt. Da nagelte ein spitzbübischer Kupferschmied ihn an die Bank. Als das Fräuli wieder herauskam, konnte es natürlich den Korb nicht wegheben. Es schimpfte und fluchte laut, dass alle Leute es hören konnten: Die zwei, dies getan haben, müssen binnen Jahresfrist sterben! So geschah es.
Quelle: K. W. Glaettli, Zürcher Sagen 1970, Stadt Zürich und Zürichsee
SAVk 2 269, Nr. 163
Hexenschaden
In G… starb eine alte Hexe. Der Pfarrer sagte den Leuten in einem bestimmten Hause, sie sollen sich wohl hüten in diesen Tagen etwas auszuleihen oder sonst aus dem Hause zu geben. Eine Tochter, die davon nichts wusste, tat’s aber doch. Sofort starb jenen Leuten alles Vieh.
Quelle: K. W. Glaettli, Zürcher Sagen 1970, Stadt Zürich und Zürichsee
SAVk 2 269, Nr. 167
Drei Hämpfeli Salz
Eine Frau in Wädenswil wollte in einem Hause Waren verkaufen. Man sah sie aber in jenem Hause nicht gern als Hausiererin. Deshalb stellte man einen Besen aufrecht gekehrt vor das Haus und streute drei Hämpfeli Salz darauf. Drei Jahre lang blieb die Hausiererin weg; im vierten kam sie wieder. Darauf starb in jenem Hause ein Knabe.
Quelle: K. W. Glaettli, Zürcher Sagen 1970, Stadt Zürich und Zürichsee
SAVk 2 269, Nr. 170
Das behexte Mädchen
„Unser Nachbar hatte eine Tochter im Alter von elf bis zwölf Jahren. Diese wurde behext, indem ihr eine Hexe in den Mund atmen konnte. Das Kind konnte, wenn es bei uns war, plötzlich zur Stube hinausspringen, indem es ausrief: ‚Seht ihr sie! Seht ihr sie!’ Und dann zeigte es auf die nur ihm sichtbare Hexe. Ja, einmal zerarbeitete und zerschlug es sich ordentlich an derselben. Dann troolete es in der Stube herum und ins Bett hinein und wieder heraus. Eines Tages kam Herr Pfarrer N. N., das Kind zu besuchen. Das blickte ihn anfangs starr an. Verwundert fragte er, warum das geschehe. Diese sagten ihm, er solle nur sein rotes Halstuch, das er trage, zudecken. Das tat er, und das Kind sah ihn nicht mehr so an. Der Pfarrer schärfte den Eltern streng ein, doch ja an dem Kinde nicht weiter abergläubische Mittel zu versuchen. Aber es half überhaupt kein Mittel.
Nun konnten die Eltern ein Bündel bekommen, das sie dem Kinde in die Tasche taten. Aber nun hätte einer das Krachen hören sollen, das durch das ganze Haus fuhr. Sie liessen sich aber nicht abschrecken. Einmal nahm das Kind das Bündel aus der Tasche heraus und warf es in den Winkel. Da hätte man sehen sollen, wie das Bündel in der Stube herumflog, so dass man’s schier nicht mehr erwischen konnte. Nun nähten sie es dem Kinde zwischen das Futter und es genas.»
Quelle: K. W. Glaettli, Zürcher Sagen 1970, Stadt Zürich und Zürichsee
SAVk 2, 273
Die Hexe nimmt das Kind aus dem Bett
Eine junge Frau hatte ein Kind von etwa drei Vierteljahren. Als sie einmal einige Tage fort musste, übergab sie das Kind seiner Gotte zur Obhut. Als des Kindes Mutter fort war, kam eine alte Frau, eine Hexe, zu der Gotte. Als sie das Kindlein sah, konnte sie nicht genug tun, wie das doch ein schönes Kind sei; sie sollten ihm allweg nur Sorge haben, es werde nicht alt. Nachts darauf hörte die Gotte in der Stube, darin das Kind schlief, Iaut rumpeln. Sie stand auf, und siehe, das Kind lag nackend und auf dem Angesicht in der Stube draussen. Sein Bettlein war aber zugedeckt und in bester Ordnung. Sie legte das Kleine wieder hinein, aber zum zweiten Male wurde das arme Kind auf den Stubenboden gelegt. Nun stellte die Gotte den Besen zunderobsi, und die Hexe hatte keine Gewalt mehr. Denn eine Hexe war’s, und nichts anderes, die das Kind auf den Stubenboden gelegt hatte.
Quelle: K. W. Glaettli, Zürcher Sagen 1970, Stadt Zürich und Zürichsee
SAVk 2, 273
Das Dorf voll Hexen
Es war eine traurige Zeit an dem Orte, von dem die vorhergehende Geschichte handelt. Alles war behext. In jedem Hause hatte es eine Hexe. Es gab nirgends so viel alte Jungfrauen wie dort, denn jeder brave Bursche scheute sich, eine Hexe zu heiraten. Unter den Hexen jenes Ortes, welches der Erzähler nicht nennt, sei eine gewesen, von der man sagte, sie könne in der Stube herumfliegen. Eine andere hatte gar keine Ruhe zu Hause; nur wenn sie sich beim „Walddoktor“ aufhielt, war es ihr wohl.
Quelle: K. W. Glaettli, Zürcher Sagen 1970, Stadt Zürich und Zürichsee
SAVk 2, 274
Das viele Brot
An einem Orte (in der Gegend von Horgen) wunderte sich der Hausvater, wie doch das viele Brot, das er alle Morgen im Küchenschrank fand, über Nacht in sein Haus komme. Weil er es dem Brot ansah, von welchem Bäcker es war, so ging er zu diesem und bat ihn, doch kein Weites und Breites zu machen. Wenn ihm wieder Brot abhanden komme, so solle er es ihm nur sagen, er werde es ihm vergüten. Seine Buben waren nämlich behext und konnten das Brot holen, ohne dass es jemand merkte.
Quelle: K. W. Glaettli, Zürcher Sagen 1970, Stadt Zürich und Zürichsee
SAVk 2, 274
Von den Hexen und ihren Seelen
In der Gegend von Horten erzählte man sich: Die Hexen ritten des Nachts auch etwa aus. Das ging so zu: Sie standen auf die Chouscht, nahmen den Besen zwischen die Beine - und fort ging’s, zum Dach hinaus durch die Luft. Hätte man nun den Leib einer Hexe, die unterdessen wie tot im Bett lag, umgewendet, das Gesicht nach unten, so hätte sie sterben müssen, denn die Seele, die von der Reise zurückgekommen wäre, hätte den Weg nicht mehr in den Leib zurückgefunden.
Quelle: K. W. Glaettli, Zürcher Sagen 1970, Stadt Zürich und Zürichsee
SAVk 2, 274
Der Hexe Tod
An einem Orte in der Gemeinde Horgen lag eine Hexe im Sterben, aber obschon sie laut schrie, ging doch niemand zu ihr ins Haus. Nun bat sie um Gottes Willen, ihr doch nur eine schwarze Katze zu geben. Umsonst; sie musste verräbeln und wurde kohlschwarz Man soll doch ja und besonders bei Nacht einer schwarzen Katze nichts tun, auch den Ägersten (Elstern) nicht, denn in den meisten sind Hexen verborgen — Es habe einmal jemand einem Ägerst ein Bein abgeschossen, und als er heimkam sass seine Frau hinter dem Ofen und hatte ein Bein ab.
Quelle: K. W. Glaettli, Zürcher Sagen 1970, Stadt Zürich und Zürichsee
SAVk 2, 275
Hexe würgt Schlafende
Eine Erzählerin (ab dem Horgener Berg?) versicherte, es sei ihr einmal nachts eine Hexe auf die Brust gesessen und habe sie am Halse so abscheulich gewürgt, dass sie nicht imstande gewesen sei, um Hilfe zu rufen, obschon sie ihr Äusserstes aufgeboten. Erst als sie der Hexe einen rechten Fluch angehängt, habe diese sie losgelassen. Das Drücken habe die Frau noch lange am Halse gespürt.
Quelle: K. W. Glaettli, Zürcher Sagen 1970, Stadt Zürich und Zürichsee
SAVk 2, 275
Der lsengrind
Der Isengrind ist ein Gespenst in Hundegestalt. Er hat feurige Augen und trägt Hörner. In einer Nacht zwischen Weihnacht und Neujahr macht er die Runde durchs Dorf Horgen. In einer Familie daselbst waren die Eltern just an jenem Abend ausgegangen, als der Isengrind umging. Die Kinder lagen auf dem Ofen. Da kommt das Gespenst herein nimmt einen Knaben auf die Hörner und läuft mit ihm fort.
Quelle: K. W. Glaettli, Zürcher Sagen 1970, Stadt Zürich und Zürichsee
SAVk 2, 276
Der zauberkundige Bezirksrichter
„Bezirksrichter X. kann den sterben lassen, welcher ihm das Geringste stiehlt. Er kann den Täter erkennen, indem er in einen Zauberspiegel blickt. Bruder und Schwester hat er ums Leben gebracht. Die Leute im Hörsacher hätten ihn längst in den Bach geworfen, wenn sie ihn nicht fürchteten. In seiner jüngst abgerissenen Scheune spukte es alle Nacht.“
Quelle: K. W. Glaettli, Zürcher Sagen 1970, Stadt Zürich und Zürichsee
SAVk 2, 269, Nr. 162
Die Hexen in Horgen
Zu Anfang des 15. Jahrhunderts lebte in Horgen eine Hexe, die „Wattenbüelerin“. Die hatte ein Unwetter verursacht, welches die Reben bös verwüstete. Auch nahm sie einigen Kühen die Milch; das heisst, sie verzauberte das Vieh, dass es keine Milch geben konnte. Ja, einige hatten sie gesehen, als sie bei der Kapelle St. Niklaus auf einem Wolfe ritt.
Für einen gewissen Zauber brauchte sie einmal ein Männerherz. Als sie einen Mann ausfindig gemacht hatte, dessen Herz ihr den beabsichtigten Zweck erfüllen sollte, redete sie ihn drum an. Der aber wollte sein Herz nicht an eine Hexe verschenken. Jetzt wurde da Weib bös und drohte ihm, sie wolle es dennoch haben und ihm eines aus Stroh einsetzten.
Sie war aber an den Lätzen geraten, denn der Bursche und andere Horgener, denen sie zueleidgewerkt hatte, verklagten sie.
Noch um 1850 erzählte man sich in Horgen, dass in der Andreasnacht auf dem Kreuzwege die Hexen tanzen. - Sie holen in der Christnacht um 12 Uhr Wasser an einem laufenden Brunnen.
Quelle: K. W. Glaettli, Zürcher Sagen 1970, Stadt Zürich und Zürichsee
Nach Strickler, Geschichte der Gemeinde Horgen, Horgen 1882
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.