In Perfetschied befand sich früher eine Kapelle zu Ehren des heiligen Mauritius (1207 erwähnt). In den Bittgängen zogen verschiedene benachbarte Pfarreien dorthin. Mit der Zeit wurde der Bauernhof, zu dem die Kapelle gehörte, verkauft und kam in protestantische Hände. Das Gebetshaus wurde profaniert. Der neue Besitzer verwandelte es in einen Schuppen, worin noch ein Schweinestall untergebracht wurde. Das Kapellenglöcklein, das so oftmals mit seinem ehernen Mund den Engel des Herrn verkündet hatte, wurde vom Türmchen herabgenommen und das Türmchen selber abgebrochen. Der Bauer betrachtete das Glöcklein eine Weile. Was soll er damit anfangen? Es verkaufen? Es umschmelzen? Da kam ihm ein guter Einfall, wie er meinte. Das Glöcklein gibt eine wohltönende Kuhschelle, dachte er. Gesagt, getan! Als er im Herbst die Viehherde auf die Wiese trieb, nahm er das profanierte Glöcklein, tat einen Riemen dran und befestigte das Geläute seiner schönsten Kuh um den Hals. Lustig schüttelte das Tier die neue Schelle. Als aber die Kuh aus dem Stall trabte, blieb sie plötzlich wie erstarrt stehen, dann fiel sie wie vom Blitz getroffen zu Boden und war tot. Auch im Schweinestall, der in einem Teil der Kapelle errichtet wurde, hatte der Bauer kein Glück. Die jungen Ferkel gingen ein, und das Zuchtschwein verwarf oft. Als die Statue des Heiligen vom Altare weggenommen und fortgetragen werden sollte, stolperte deren Träger, fiel zu Boden und brach sich beide Beine. Es soll sich um eine Marienstatue gehandelt haben.
Quelle: Pater Nikolaus Bongard, Sensler Sagen, Freiburg 1992.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.