Der Schweinskopf

Land: Schweiz
Kategorie: Zaubermärchen

Es war einmal vor vielen, vielen Jahren ein Mann und eine Frau, die hatten keine Kinder. Sie bedauerten dies sehr und waren gar nicht glücklich. Da bekamen sie ein Kind, welches einen Schweinskopf hatte. Die Eltern schämten sich die Augen aus dem Kopf, dass sie ein solches Kind hatten, und sobald der Bub etwas grösser war, schickten sie ihn mit den Schweinen in den Wald. Dort musste er die Herde hüten.

Einmal verirrte sich ein vornehmer Herr im Wald, und der wusste weder ein noch aus. Da kam er zum Hirten mit dem Schweinskopf. Der Herr fragte ihn, ob er ihm den Weg zeige. «Wenn du mir eine deiner drei Töchter gibst, zeige ich ihn, sonst nicht», antwortete der Schweinskopf. Da der Herr nichts anderes tun konnte, versprach er, in drei Tagen mit einer seiner Töchter zum Schweinskopf in den Wald zu kommen. Da zeigte der Schweinskopf dem Herrn den Weg zur Stadt, wo er wohnte.

Wieder daheim, dachte der Herr, er sei jetzt frei und kümmerte sich nicht mehr um den Schweinskopf.

Als aber die drei Tage vorbei waren, ohne dass der Herr erschien, setzte sich der Schweinskopf auf einen Hahn und flog vor das Haus des Herrn. Aber als der das Ungeheuer vor seinem Haus sah, da wusste er, was es geschlagen hatte. Und er erzählte seinen Töchtern von seinem Versprechen. Die beiden älteren Töchter wollten von einem solchen Ungeheuer nichts wissen. Aber die Jüngste, die ihren Vater sehr lieb hatte, war einverstanden, den Schweinskopf zu nehmen. Der Vater gab darauf seine jüngste Tochter dem Ungeheuer zur Frau.

Aber der Pfarrer zweifelte, ob der Schweinskopf getauft sei, und er taufte den Bräutigam. Sobald das Wasser der heiligen Taufe den Kopf des Bräutigams benetzte, verschwand der Schweinskopf, und der Bräutigam war der schönste junge Mann, den man sich vorstellen kann. Die beiden älteren Schwestern wurden wegen des Bräutigams der Jüngsten so neidisch, dass sie sich eines Tages gar erhängten.

 

Aus: Die drei Winde, Rätoromanische Märchen aus der Surselva, Caspar Decurtins/Ursula Brunold-Bigler, Desertina Verlag, Chur 2002. © Ursula Brunold-Bigler.

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

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