Ums Jahr 1630 wirtete zu Gondo ein gewisser Pera von Trasquera. Nach der Sage hatte er in der Gemeinde noch drei Brüder, von denen der eine in den Bielen auf Alpien sesshaft war, der andere im "Klosterli" in Zwischbergen.
Es kehrte bei ihm ein Herr aus Vigezzo ein, der bereits seine Familie von der bevorstehenden Ankunft in
Kenntnis gesetzt hatte. Er wurde von Pera ermordet. Umsonst warteten die Seinigen auf dessen Ankunft. Böses ahnend, ritt seine Frau nach Gondo. Schlau wie sie war, hatte sie absichtlich einen fast unbrauchbaren Sattel mitgebracht.
Dem Wirte eröffnete sie ihre Not mit der Bitte, ihr einen andern Sattel zu verschaffen. Pera, sie nicht kennend, zeigte sich ganz bereit dazu. «Ich besitze», sagte er, «vierzehn Sättel; es wird wohl einer passen.» Sie probierte alle der Reihe nach; der vierzehnte war der ihr wohlbekannte Sattel ihres Gatten. Sie wusste jetzt genug. Auf dem Sattel ihres Mannes ritt sie nach Simplon und setzte den Richter vom Mord in Kenntnis. Sofort schickte dieser vierzehn Mann nach Gondo, den Pera zu verhaften. Er leistete verzweifelten Widerstand und konnte erst unterhalb des Wirtshauses an der Doveria gefesselt werden. Auf ein Pferd gebunden, wurde er nach Brig abgeführt und hingerichtet. Nach seinem Tode ging er im Wirtshause als schwarzer Hund umher, und noch bis vor fünfzig Jahren wollte man ihn hie und da gesehen haben.
GONDO
Quelle: Walliser Sagen, gesammelt und herausgegeben von Josef Guntern, Olten 1963, © Erbengemeinschaft Josef Guntern.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch