Hinter Gsteig im Saanenlande ist eine wüste, mit zahllosen Felsblöcken wirr besäte Stätte, "in den grossen Steinen" benannt. Hier hausten vor Zeiten böse Geister. Lange trieben sie ihr Unwesen, da kam endlich ein Kapuziner in jene Gegend, der zu Salamanca das Geisterbannen gelernt hatte. Flehentlich baten ihn die Bewohner von Gsteig, dass er sie von der gefährlichen und unheimlichen Nachbarschaft befreie. Nach langem Zögern willigte der fremde Kapuziner in das Wagestück und begab sich nach der Stätte, von welcher er die Geister auf ewig bannen sollte. Von einem Kalkfelsen herab begann er seine Bannsprüche, heilige Worte und heilige Zeichen, den Geistern entgegen zu schleudern. Der satanischen Macht gegenüber aber waren dieselben nicht kräftig genug. Wild stürmten die Geister gegen den Felsen an, auf welchem der Beschwörer stand und suchten mit aller Kraft, ihm denselben unter den Füssen hinweg zu reissen. Kaum, dass der fromme Vater diesem Kampf standzuhalten vermochte; aber immer fester trat sein Fuss auf, tief in den Felsen sich bohrend, der unter ihm schon zu wanken begann. - Da, noch ein Bannspruch, der kräftigste von allen! Und siehe da, die Geister wichen für ewig. Der Fusseindruck des Paters aber ist noch heute auf jenem Felsen zu sehen.
Quelle: Hermann Hartmann, Sagen aus dem Berner Oberland. Nach schriftlichen und mündlichen Quellen, Interlaken 1910.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.