Es war ein heisser Sommernachmittag, als der Metzger Schluepp auf dem Heimweg Richtung Gänsbrunnen war. Er wanderte munter pfeifend über die Berge, als er nach Chaluats kam. Da verging ihm die gute Laune, denn es hiess, dass dort eine Hexe wohnte. Richtig Angst bekam er, als er ihre Hütte sah und tatsächlich: Da kam sie ihm schon entgegen, eine lange, hagere Gestalt. Sie lächelte ihn freundlich an und fragte: „Wie geht es, Schluepp?“
Der Metzger lüpfte den Hut zum Gruss und sagte: „Ganz gut! Aber ich habe noch einen weiten Weg vor mir. Wenn ich doch wenigstens schon in Gänsbrunnen wäre!“
„Das kann schnell gehen“, erwiderte da die Alte und klopfte dem Mann auf die Schulter. Da ging ein Zucken durch den Metzger, dass die Beine und Arme wild in der Luft ruderten, er fiel zu Boden und rollte wie eine Kugel die ganze Weide hinab und blieb erst ganz unten liegen. Schimpfend stand der Metzger auf, klopfte sich den Kuhmist aus den Kleidern und Haaren, da hörte er von oben ein Lachen, das hörte sich an wie das Krähen einer Elster. Und wirklich: Oben auf einer Tanne, sah er eine Elster sitzen und sich hin und her wiegen, als könnte sie nicht stillhalten vor Lachen. Der Metzger fluchte laut, da begann es zu Donnern, es regnete, blitzte, hagelte und der Metzger rannte so schnell er konnte, bis er die ersten Häuser von Gänsbrunnen sah. Dort blieb er die Nacht über und erholte sich von dem Abenteuer. Aber eine schnellere Wanderung hat er seither nicht mehr erlebt.
Fassung D. Jaenike, nach: R. M. Kully, H. Rindlisbacher, Die älteste Solothurner Sagensammlung, 1986