Vor langer Zeit war dort, wo heute die Stadt Freiburg liegt, nur ein dunkler Turm mit einer Zugbrücke. In der Gegend standen nur Köhler- und Holzfällerhütten, und am Ufer der Saane lebten einige Fischer.
Damals, so erzählt man sich, war Berthold IV. von Zähringen zwischen Tafers und Rechthalten auf der Jagd. Plötzlich zog ein Gewitter auf, er verlor seine Begleiter aus den Augen und suchte nun einen Ort für die Nacht. Da stiess er auf eine Köhlerhütte, in der ein schwaches Licht brannte. Er klopfte an die Tür, und der Köhler liess den Fremden ein. Die Hütte war klein, man sass um das Feuer, und der arme Mann teilte Brot und Käse mit seinem Gast. Er bot ihm einen Schlafplatz am wärmenden Feuer an, legte einen leeren Kohlensack und einen Mehlsack zum Schutz auf den Boden und Berthold legte sich müde schlafen.
Am nächsten Tag hatte sich das Gewitter verzogen, die Saane floss wieder ruhig dahin. Berthold bedankte sich für die Beherbergung und nahm Abschied.
Auf dem Heimweg leuchteten die Felsen über der Saane im ersten Sonnenlicht und Berthold rief aus: «Hier werde ich eine Stadt bauen!»
Voller Tatendrang kehrte er nach Hause zurück, in Gedanken schon bei seinen Plänen für den Bau der prächtigen Stadt. Er legte die schmutzigen Kleider ab und hielt inne, als er sah, dass seine Kleider oben ganz schwarz vom Kohlensack, und unten ganz weiss vom Mehlsack waren, auf dem er in der Nacht gelegen hatte.
«Diese Farben soll die neue Stadt tragen!», rief er aus.
Bis heute trägt der Kanton Freiburg das schwarz-weisse Wappen und die Stadt thront prächtig auf den Felsen über der Saane.
Neu erzählt von Djamila Jaenike, nach: «Le duc de Zaehringen et le charbonnier», aus: J. Genoud, Légendes Fribourgeoises, Fribourg 1892. Eingelesen und aus dem Französischen übersetzt von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch