Im Osten der malerischen Schweizer Stadt Freiburg öffnet sich das wildromantische Galterntal, das der unbändige Galternbach in vielen Windungen und halsbrecherischen Sprüngen durcheilt. Am Eingang zu dieser Schlucht, über welche 75 m über der Talsohle eine Hängebrücke sich wiegt, liegen die sogenannten «Phantomenlöcher» (Phantom: Gespenst). Hier hauste vor alten Zeiten der wilde Jäger des Auquartiers. Aber auch Drachen und Schlangen wohnen da mit den Geistern und Unholden zusammen. Sie waren der Schrecken des nächtlichen Wanderers und für die Bauern und Pächter der ganzen Umgegend eine grosse Plage. Auf tausend Arten quälten und beunruhigten sie dieselben. Besonders schwer zu leiden an der Bosheit der Geister hatte der Pächter des grossen Bauerngutes Menziswil (Pfarrei Tafers). Der arme Teufel wusste sich gar nicht mehr zu helfen. Er konnte lange wachen und aufpassen, am Morgen fand er gleichwohl eine Kuh, ein Schaf oder ein Schwein tot im Stalle.
Auch seine Hühner und deren Eier waren nicht sicher. Nachdem alle Mittel erschöpft waren, entschloss sich der schwergeprüfte Mann, jeden Samstag abends eine geweihte Kerze in der nahen St. Josefs-Kapelle anzubrennen. An die Stalltüre heftete er einige Heiligenbilder. Von nun an war sein Vieh von feindlichen Einflüssen geschützt, und der Bauer konnte ruhig schlafen. An einem Markttage kaufte er sich einen Esel und hielt sich überdies lange in der Stadt auf. Müde kehrte er in später Stunde heim und vergass, die gewohnte Kerze vor dem Altarbild anzuzünden. Aber, o weh! Am folgenden Morgen fand unser guter Pächter sein armes Grautier im Stall drinnen an beiden Ohren aufgehängt! Deutlich erkannte man die Spuren des Bösen. Die Kerze für den heiligen Josef wurde in Zukunft nie mehr vergessen. Ähnliches erzählt man von der Kapelle in Helmetingen oberhalb Tentligen.
Quelle: Pater Nikolaus Bongard, Sensler Sagen, Freiburg 1992.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.