Seltsame Erzählungen werden noch immer von dem sogenannten "Nachttoggi" auf die Bahn gebracht, doch weniger häufig als früher, wo dasselbe manchem Menschen jede Nacht beinahe regelmässig seine lästigen Besuche machte. Es ist ein unsichtbares, eigentümliches, rätselhaftes Wesen, (wohl aus der Unterwelt) das weder auf Geschlecht noch Alter eine Rücksicht nimmt, sondern ganz willkürlich zu schalten und zu walten scheint. Von demselben werden hie und da nicht nur Kinder, Jünglinge und Töchter, sondern auch Männer und Weiber, ja sogar betagte Greise überfallen. Diese ungebetenen Besuche geschehen während der Nacht, wo der Mensch im Schlafe und zwar auf dem Rücken liegt. Die Angefallenen werden von einem ungeheuren Gewichte gedrückt, gleich als wenn die grössten Felsblöcke auf ihnen lägen. Das Toggi setzt sich auf das Herz und der hilflose arme Mensch, obgleich er fühlt und hört, ja im wachenden Zustande zu sein scheint, liegt regungslos da und kann weder Hand noch Fuss bewegen; sein Atem stockt und er schwebt in der äussersten Gefahr, vor Schwere und Atemlosigkeit den Geist aufzugeben. Zum Glück ist die Dauerzeit gewöhnlich nur von einigen Minuten. Nach der Befreiung fährt der Mensch auf und holt Atem nicht selten mit einem Angstgeschrei. Das Herz erweitert sich, die Brust schwillt auf und der Mensch ist dann gewöhnlich mehrere Stunden lang wachend, unruhig und scheu. Es gibt Leute, die dessen Herannahen wollen gehört haben, gleich als wenn eine Katze im schnellen Laufe daher renne. Hätten sie dann noch Zeit, sich schnell auf die Seite zu wenden, so wird es damit in die Flucht geschlagen. Die Augenblicke aber müssen eilfertig benutzt werden, denn in einem Nu werden sie überfallen. Man will es auch gesehen haben und zwar in Gestalt einer grossen Marderkatze oder eines alten Murmeltieres. Es geht übrigens die Sage, dass man solchen lästigen Besuchen vorbeugen könne, wenn vor dem Schlafgehen gehörige Vorkehrungen getroffen werden. Wider dieses Unding helfe aber alles Gute nicht, weder Beten, Kreuzzeichen noch Weihwasser, sondern einzig, wenn man einen gut geschliffenen Säbel oder ein scharfes Messer zu sich ins Bett nehme. In diesem Falle sei der Schlaf ruhig und von dem Toggi nicht im Geringsten etwas zu fürchten.
(erzählt von Herrn Kaplan Mooser)
Quelle: M. Tscheinen, P. J. Ruppen, Walliser Sagen, gesammelt und herausgegeben von Sagenfreunden, Sitten 1872.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch