Bei der Geissbalme oberhalb Naters lebten auch Gogwärgini. Eines von ihnen hirtete im Winter einer Anzahl Bauern aus Naters das Vieh. Nur hatte es zum voraus erklärt, bei schlechtem Wetter müssten sie selber kommen, bei gutem Wetter wolle es alles besorgen.
Nun gut, die Leute zogen nach Naters. Bald darauf begann es heftig zu schneien, so dass die Bauern nur mit Mühe zu ihrer Alpe steigen konnten. Das Gogwärgi war aber ganz guter Laune, sass auf der Scheunenstiege, baumelte mit den Beinen und lachte sie aus, das sei doch kein schlechtes Wetter.
So gingen die Bauern zufrieden wieder ins Dorf und waren froh, dass ihr Vieh so gut gepflegt sei.
Darauf windete es einige Tage hintereinander. Zufällig kamen einige Männer in die Alpe. Wie staunten sie, als ihr Vieh fast am Verhungern war. Vom Hirter war vorerst keine Spur zu finden. Schliesslich entdeckten sie in der Scheune ein Tränkfass mit Wasser, und in den Heustock war ein grosses Loch gemeisselt. Darin war der Zwerg versteckt, damit der Wind ihm nichts anhaben könne. Natürlich machten ihm die Natischer heftige Vorwürfe, das sei doch keine Art, die Tiere da fast verhungern zu lassen. Das Gogwärgi stieg aus dem Heustock und zeigte das halbleere Tränkfass. «So wie hier das Wasser schon verdunstet ist, trocknet uns der Wind das Blut aus den Adern und frisst das Mark aus den Knochen!
Alle Wetter wären zähm, Wenn der Wind nicht käm’!»
NATERS
Quelle: Walliser Sagen, gesammelt und herausgegeben von Josef Guntern, Olten 1963, © Erbengemeinschaft Josef Guntern.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch