Die „Länggass" bei Ballwil, über die Höchi und Chrüzweid von Ballwil, auf Eschenbach führend, war früher zu beiden Seiten mit dichtem Staudengebüsch eingehaget. Da wandelte zu gewissen Zeiten bei nächtlichem Dunkel der schwarze Kellermeister von Hohenrain, halb Mensch, halb Dogge und klirrte mit seinem grossen Schlüsselbunde.
Einst kamen zwei Männer vom Zwing, Hohenrain, dieses Weges von Eschenbach her vom Marktbesuche der Stadt. Auf der Höhe angekommen, bog der eine plötzlich zur Seite und duckte sich ins Gebüsch; der andere wandelte unbeirrt seines Weges. Als der erstere wieder nachgekommen, fragte ihn sein Begleiter um die Ursache seines Ausbiegens in die Stauden, worauf dieser erwiederte, ob er denn das grause Gespenst mit seinen Feueraugen und dem grossen Schlüsselbund nicht gesehen, das in Mitte des Weges vorbeigewandelt. Diesem sei er ausgewichen, und erst nachgekommen, als er es wieder aus den Augen verloren. Das sei der Kellermeister von Hohenrain, der geheime Besuche im Kloster Eschenbach gemacht habe.
Der Begleiter hatte von all' diesem gar nichts gesehen und wahrgenommen.
Der Weg ist nun offen und das Gebüsch weg; auch der Kellermeister ist seit langem niemandem mehr in den Weg getreten.
Es führten in derselben Richtung früher noch zwei andere Wege nach Eschenbach, die alte Landstrasse morgenseits und die „Teufelsgass" abendsseits. Das gleiche Ungeheuer sei auf beiden diesen Strassen ebenfalls gesehen worden.
Quelle: Alois Lütolf, Sagen, Bräuche, Legenden aus den fünf Orten Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug, Luzern 1865. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung, www.maerchenstiftung.ch.