Schwarzwälder-Bläseli

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

(Freienämter-Mundart)

D'Ohre han-i i d'Pelzchappe îe gschopped und d'Nase i d'Hand îe gno – so bin-i im vorige Winter zue-menä alte Freiämterbûr z' Stubete gange. Chind sind ûf de Bänke ume kletteret, si hend nit gwüsst, was afôh. Do ischt Ei's zum Grossätti äne gange, hed ä ume Hals ume gnoe und em „Aeh“ gmacht. „Aeh“, seit de Grossätti, was möchtist, du chlîni Stinkeri? Nüd, seit s'Nineli, „ha ietz ke Hunger, wett lieber, Ihr thaetit üs au naümis verzäle; vom Stifeli öppis! Isch de Stifeli au nä Ma gsî?

Jo frîli, Chind, ist er ä Ma gsî, aber ke grosse; ä Hals hed er au nur ä chlîne-chlîne gha, und de Chopf au nid gross, hinte-n-am Hals hed er äs Gwächs gha: hald hend's gseit, er heb zwê Chöpf. Er ischt allwäg än arigs Mandli gsî. As ä chlîne Bueb ist er ûs-em Schwarzwald ûe cho zue-me-enä b'kannte Diener im Gottshûs Muri und ûf sî Fürbitt in Chlosterdienst ûfgno worde.

Z'allerest hend se-n-ä zu-m-en-ä Seuhüeter gmacht; ietz hed er afôh d'Seu dressiere, dass sie ehm nô glaufe sind wie d'Hündli. Das hend d'Wîber im Gasthûs z'erst g'seh, und wenn sie's nid gseh hättid, so hed er g'jugset, ass sie's ghört hend. Gschwind sin sie denn as Näbetpfeister gstande, hend d'Schîbe mit de Fingere gputzt und ûf's Seuhûs abe gluogt, wie de Schwarzwälder-Bläseli mit sîne Seue ûsfahri. „Nei, luegid dert doch au, wie de d'Seu dressiere cha! Wenn's der Hofbrueder Urbe wüssti, er chäm gwüss au goh luege“ - seit Eini zue der Anderä.

S'ist nid lang gangä, de Brueder heds gseh, und do natürli au d'Hêre. D'Seu sind ietz gnueg dressiert, seit der Pater Schaffner, me wend iez au luege, was er mit de Schoofe mache wöll! Seit's und macht nä zum Schofhirte. De Stifeli goht zue-ne-nä îe, zählt si, hed si putzt und gsüberet de ganz Tag, und zfresse heder nä gä, Hûd und Lendi voll. Nur es Wörtli zu Eim, so hed's ihm ä Galoppader mgacht, oder es Hûri, oder ist zue-näm zue cho und hed nä gläcket. Hed er wölle ûs- oder îfahre: hed er's Schwebelpfîfli a's Mûl gno und het pfiffe: de sind sie ûfgumpet und putsch! Der dwäris noh cho. Hed er vom Gärtner Meie übercho, se hed er sie ihne ûf d'Chöpfli âbunde, und de hend sie Chöpf ûfg'ha und ä Stolz debî, wie eüsi Soldate, wenn sie Tannchris a de Hüete hend.

Uf das ist er Chüehirt worde. Aber do hed er nid viel Freud gha, d'Chüe hend nur ûf die grosse Grasbösche und nid ûf e chlî Stifel gluogt, ûsg'no, wenn er ihne der Gleck-chübel vor d'Nase gha hed. Uf das ist er Acherbueb worde. Aber d'Stiere hend em's au nid chönne; d'Stiere sind halt eistert Stiere, öb's vier odde numme zwöi Bei hebid. Do muess er mit de Rosse fahre. Jetz hed er wieder ä grüsslige Freud gha. D'Ross sind gar gfölgig, lustig und gschwind, und lönd si gwenne, wie me will. Aber selb Ross, wo-n-er ûfem gritte-n-ist, hed doch eistert s'Prämie gha. Wenn d'Chlosterherre hend wölle ûsrîtee, hend se gseit: sattlid mer im Stifeli sî's. Z'erst hed's en gfreüt, ass me sîs Ross nähm; aber wie sîs Thierli eistert ûf de Stross gsî schi, se hed er's em Pater Schaffner g'klaget. Mî liebi Bläsi, seit de, das hed nüt z'bedüte: wegem Ross muesch nid bös sî, d'Hêre hend au lieber die Guete as die Böse. I will die ietz ûf ä andere Poste thue, de muest ietz Meisterchnecht sî, wo de nüd anders s'thue hesch, as âz'ordne und ûf d'Sach z'luoge.

Jetz isch dem Stifel ûf ämol de Cham gross worde: Meisterchnecht, Pockerment! d'Dienstlüt hend gross Auge gmacht, frîli hend's scho lang gmerkt, ass de chlî Stifel s'Unterhömli vom Pater Schaffner seig; drum hend sie si ietz au duckt und g'schmuckt, wenn de Stifeli cho ist goh luege, was si schaffe. S'meist hed si gfreut, dass er nümme z'Fuess g'gange-n-und eister gritte-n-isch. Wär' er glaufe, se hätt'er sie mengist erwütscht a de leere Haue stande, wie nes Baümli am ä Stecke. Aber wîl er gäng ûf sîm wîsse Ross obe g'hocket isch wie-n-äs Chämi ûf em Pfahrhûs, se hend s'ehn de vo w'items gseh cho. Gwöhndli hed er sîm Ross d'Spore gae, dass sie wol ghört und gschmöcket hend, sîs Ross fressi der best Haber vom ganze Chloster. Wie bî de Rosse, so isch au bî de Lüte gsî. Wo-n-er fründli hi gluegt hed, hed d'Sunne g'schine; wo-n-er es sûr Gsicht gmacht hed, hed's gregnet oder ghaglet. Aber was mache? Wer g'regiert, isch Meister, hed ämol de Landvogt gseit. Und wenn de Vitzlibutzli selber chäm, so chönnt er nit parteiischer sî, as so-ne Stifel, de vor im Chopf de Springer, hintedrinn der Zwinger und zweüerlei Auge hed. Das goht aber gwöhndli so bî dene Lüte, die ûss-em Seüstal i d'Hêrestube chömid. Und das isch au der Grund, worum de Stifeli b'rühmt worden isch sîner Zît, und worum er ietz noh wandle muess.

z'Müswangen i Schlattholz obe-n-ists ämol begegnet, ass e gwüsse Wilhelm* am Rhîseee-Märt (Rhîsee, Kanton Luzern) im Augste ä neue Wullhuet g'kauft und neu ûf en alt ûfgleit hed. Wie-n-er i Schlatt zrugg cho ist, se ghört und gseht er ä Herr cho ûf emä wîsse Ross. Er goht gschwind, macht ehm der Gatter ûf und hemt ehm dernô beed Hüet zmol äne. De Herr wirft'm öppis i Huet inä und de Bûr macht selle Gatter zue. Und wu-n-er will das Geld ûssem Huet ûssä neh, do hed er statt Geld i beede Hüete äs grosses Loch gha. Mir armi Seel, seit er, das het der Stifeli tho (Volkskalender von Baden im Aargau, 1852).

* Man sagt, Schärer von Muri habe dieser Mann geheissen.

Quelle: Ernst L. Rochholz, Schweizer Sagen aus dem Aargau, Band 1 Aarau, 1856, Seite 298

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

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