Ein jüngerer Mann aus der Langenthaler-Gegend gab hierüber folgenden mündlichen Aufschluss. Es ist an der ganzen Sache kein wahres Wort. Die Leute wissen selbst nicht, was sie damit wollen; bald reden sie von einem Moosmann, bald von einem Moospferde, das drinnen im Erlenmoose stecken und brüllen solle. Allein nur alte Weiber halten noch steif und fest darauf; zu denen müsste man gehen, wenn man eigentlich was erfahren wollte, sie lügen jedoch ganz gottvergessen. Das junge Volk denkt jetzt anders, es kennt jenes Moos genau und hätte längst das Ross um die Wette herausgeholt, wenn ein herrenloses drinnen wäre.
Nur das ist ausgemacht, was sich in meiner Jugend hier herum begeben hat, ich war noch ein geringes Bübchen. Da trafen Nachts unsere bösen Knaben an einem fremden Wohnhaus ein im Karren stehendes Ross, banden es los und führten es in ihrem schlimmen Uebermuthe sammt dem Wagen vom Karrenweg ab ins Erlenmoos hinein. Dort ist es freilich in jener Zeit noch gar unwegsam und gefährlich gewesm; die Buben fürchteten im Dunkel einzusinken, ihr böses Gewissen plagte sie obendrein, und so entliefen sie bald wieder und liessen Ross und Wagen in der Irre stehen. Das arme Thier muss dort untergegangen sein, wenigstens ist es in hiesiger Gegend nie wieder gesehen worden. Nun dauerte es nur handumkehrt, da starb derjenige Bursche plötzlich, der den Nachtbuben zuerst den schlimmen Rath dazu gegeben hatte; und gleich war wieder der Lärmen im Dorfe, das sei Strafe Gottes für den Frevel, jener sei nun ins Moos verwünscht und ziehe dort brüllend herum. Wir wollten Alle nicht daran glauben.
Als das Gerede nicht nachliess, entschloss sich einer aus der Kameradschaft, Nachts im Moose sich genau umzusehen. Er that's und meinte bald wirklich so was zu sehen und zu hören. Eine ganze Nacht gieng er der Stimme vorsichtig nach bis zur Morgendämmerung. Als er den Weg an einer niedern Waldung gegen ein Haberfeld heraus nahm, sah er ganz deutlich einen Mann bei einem Leiterwagen stehen, der ein schreiendes und brüllendes Ross verkehrt daran gespannt hatte und unbarmherzig drauf lospeitschte. Man konnte ihm jedoch vor Sumpf nicht näher kommen.
Band 1, Quelle: Ernst L. Rochholz, Schweizer Sagen aus dem Aargau, Band 1 Aarau, 1856, Seite 192
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch