Vom alte Müller
Dr alt Müller het e Bueb gha, wo vo eir Woche zur andere meh gleidet het. Dr Mahlchnächt, wo bim Junge gschlofe isch, het em Müller gseit, är chönnt ihm scho öppis säge.
„He, was de?“ frogt dr Meischter.
„Jo, so öppis seit me nid gäm. Mi weiss nie, was’s eim sälber chönnt gä.“
„Jä, lue, jetz wott i d’Wohrheit wüsse; du weischt öppis. Lo gseh; rück us!“
„He, es chunnt all Nächt e schwarzi Chatz i ’s Gaden uehe u gumpet em Bueb uf d’Bruscht. De fot dä a chiche, wie wenn er wett ersticke. Öb er ihm dörf dopple, we die schwarz Chatz chömm.“
„Jo, er well,“ säg dr Chnächt.
I dr Nacht druf isch die schwarzi Chatz wiederume cho. Dr Chnächt het a dr Wang dopplet. „’s isch scho guet,“ rüeft dr Müller.
Am Morgen isch dr Müller i ’s Gaden uehe cho. Hinger dr Tür isch es Nochberfraueli gstange. Sider het dr Bueb Ruehw gha.
Viele Hexengeschichten wissen Ähnliches zu berichten wie die vorstehenden zwei Erzählungen (Es Meitli ploget e Frau, Vom Schmied u vom Doggeli); aus dem Alptraum heraus erwächst zu einem Teil der Hexenwahn einer spätem Zeit.
Vor allem aber besitzen zauberkundige Wunderdoktoren die Macht, ihre Seele auszuschicken, vielleicht um etwas Wissenswertes in Erfahrung zu bringen. Die Seele begibt sich auf die Wanderung, aber nicht mehr in der Gestalt eines Seelentierchens; sie entspricht in ihrer äussern Erscheinung dem Menschen, dem sie angehört. Wenige Augenblicke genügen, um weite Entfernungen zurückzulegen.
M. Sooder, Sagen aus Rohrbach, Huttwil 1929
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.