Em Doggeli wehre

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Em Doggeli wehre

Em Doggeli cha me uf mängi Gattig wehre. Mi leit es Metzgermässer unger ’s Chopfchüssi.

Aber i ha’s mängisch au angersch gmacht. I han es Chötteli a’s Bettschgetstüdli ufghänkt; mit em Chötteli han i e Bindbaumlätsch un i Lätsch es Schit gstosse. Derewäg han i’s a ’s Stüdli ghänkt.

Aber noh es angers Mitteli weiss i. Mi macht in e Hälslig e Bindbaumlätsch u tuet e Bundhoogge dri. Chunnt ’s Doggeli glich, so macht me dr Lätsch zwöimol. Dr Hälslig hänkt me a d’Bettschget der wo d’Chopfete isch.

Die Abwehr, wie sie hier dem Doggeli gilt, beruht auf dem Zauber des Bindens und des Knüpfens. Bei allen Völkern und in allen Zeiten finden wir ähnlichen Zauber. Auch der Bundhaken, wie es ja schon der Name sagt, hilft festhalten und binden. Der Knoten deutet immer Einschliessung an; das Scheit entspricht dem Feind, im vorliegenden Falle dem Doggeli, das festgebunden und unschädlich gemacht werden soll.

Die Sage von der grauen Katze zeigt, wie die Seele eines Mädchens in der Gestalt einer grauen Katze fortgeht, wahrscheinlich um zu drücken, wie es ähnliche Sagen noch deutlicher aussprechen. Der Glaube an etwas Übernatürliches, das sich dem Schlafenden atemraubend und drückend auf die Brust legt, ist noch heute lebendig; denn der Zustand, den wir als Alpdruck bezeichnen, kann sich noch heute einstellen und ergibt sich aus verschiedenen Ursachen, die Atemnot erzeugen können.

Zu der körperlichen Beschwerde der Atemnot, des Druckes, gesellt sich der beängstigende Traum; man spürt das Gewicht eines Wesens und sieht es im Traume; vielleicht ist es ein Mensch, vielleicht ein Tier; am Ende gelingt es dem Leidenden durch eine heftige Bewegung‚ das Wesen abzuschütteln, oder mit einem Schrei, es zu verscheuchen; aber Schrei und Bewegungen machen im Grunde nur die Atemwege frei und es gelingt dem Menschen wieder, Atem zu holen. Wer selber Ähnliches erlebt, der weiss, dass es nüchterner Selbstbesinnung bedarf, um das Erlebnis von den beängstigenden Begleiterscheinungen zu lösen und das Geschehen auf natürliche Ursachen zurückzuführen. Aber der Mensch, der auf einer niedrigern Stufe des Erkennens steht, erklärt sich den Vorgang mit den Mitteln, die ihm zur Verfügung stehen; er findet die Lösung in der Gestalt eines übernatürlichen bösen Wesens, „Alps“, den unser Volksglauben „Doggeli“ nennt. Die Wortbildung „Alpdruck“ entspricht dem Namen und dem Tun des drückenden Dämons. Allerdings tritt das Doggeli heute recht selten als selbständiger Dämon auf; meistens sind es Hexen, die in irgend einer Gestalt erscheinen und den Schlafenden drücken und quälen, wie es die Geschichte vom Schmied und vom vermeintlichen Doggeli zeigt.

M. Sooder, Sagen aus Rohrbach, Huttwil 1929

 

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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