Der Hagheer auf dem Farner
In der Gegend von Wald lebte vor vielen Jahrhunderten ein strenger und hartherziger Ritter. Wie alle Gewaltmenschen traute er niemandem und wusste sich nirgends sicher genug geborgen. Darum wollte er fern von den Menschen eine starke Burg bauen, die kein Mensch einzunehmen imstande wäre. Als Bauplatz wählte er den Farner, einen hohen Hügel zwischen dem Goldingertal und dem Schmittenbach. All sein Volk musste erscheinen und harten Frondienst leisten. Schon lag das Bauholz bereit, und der geschickteste Zimmermann musst auf den Platz.
Jeden Tag erschien der Ritter oder Hagheer, wie an ihn beim Volke nannte, auf der Baustelle, und den Fortgang der Arbeiten zu beaufsichtigen. Einst, als der Herr seine Runde wieder ausführte, traf er den Zimmermann gerade dabei, als er sein Beil wetzte. Der Hagheer, gut gelaunt darüber, dass sein Burgbau rasche Fortschritte gemacht hatte, trat auf den Handwerksmann zu und begann seine Arbeit zu rühmen. Darob erstaunte dieser scheinbar so, dass er den Wetzstein fallen liess. Schnell bückte er sich darnach, fuhr aber mit einem Schmerzensschrei wieder auf, weil ihn der Hexenschuss getroffen habe. Nichtsahnend wollte der über den fleissigen Zimmermann erfreute Ritter den Stein aufheben. Aber wie sich der Hagheer zu Boden bückte, zog der andere sein Beil auf und schlug dem verhassten Zwingherrn mit gewaltigem Streich den Kopf ab. Niemand trauerte ihm eine Träne nach.
Quelle: K. W. Glaettli, Zürcher Sagen 1970, Oberland
H. Krebser im VB.; 25. 9. 1916; Lienert, S. 22. Mündlich von Korbflechter Schlegel, welcher die Geschichte gehört hatte vom alten Schaufelberger im „Nahren“ bei Wald. Der Farner ist ein Hügel zwischen Goldingertal und Schmittenbach, 114. m ü. M., mit Farnbestand.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.