Nicht die Vorliebe für Wein oder Bier, sondern lediglich das Interesse an belehrender Unterhaltung und Vergnügen an erheiterndem Gespräche hielten den guten Meister X. in der alten Curia oft bis weit über die Geisterstunde hinaus fest in dem Kreise seiner Freunde.
Seine liebe Ehehälfte war damit gar nicht zufrieden, und machte ihren Getreuen des Öfteren auf das Ungeziemende seines langen, nächtlichen Ausbleibens nur der belehrenden Unterhaltung wegen, eindringlich und handgreiflich aufmerksam, - aber - ohne Erfolg. - Ja, er behauptete stets, vor 10 oder 11 nach Hause gekommen zu sein.
Einst kehrte der Gute wieder lange nach Mitternacht heim. - Kein Wort der Missbilligung von Seite seiner Eheliebsten ward ihm zu Teil, sie bittet ihn blos, die »Schwarzwälderin« zu stellen, da sie Kopfweh habe, und das ewige »Tick-Tack« nicht vertragen könne. Arglos und bereitwillig willfahrte er dem bescheidenen Wunsche, froh darüber, dadurch, dass er ihren Wunsch und Willen erfüllte, den »Sturrn« am Ehehimmel verjagt und das »Donnerwetter« von seinem Haupte abgewendet zu haben. -
Am andern Morgen trat sein »Haus-Engel- vor ihn hin, frisch und gesund, und sagte lächelnd, und auf die »Schwarzwälderin« hinaufdeutend: »Schau doch, wie spät es ist.« »Die Uhr steht, aber sie ‚hat‘. Zwei,« meldete der Geprüfte. »Eben um die Zeit bist Du heimgekommen, Du hast Dich halt selber verraten.«
Quelle: Volksthümliches aus Graubünden, D. Jecklin, vollständige Neuauflage, Berlin 2014
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.