Der Jäger von Lessoc

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Hercule Chilier de Lessoc war Kuhhirte und ein geschickter Jäger. Nachts, wenn die Glocken Mitternacht schlugen, pfiff er nach seinen Hunden und jagte bis zum Morgengrauen. Das war den anderen Sennen unheimlich. Bald hiess es, das Gras unter seinen Füssen verliere jede Kraft, die Kühe gäben weniger Milch, wenn er an ihnen vorbeigehe. Einer wurde sogar vom Schlag getroffen, als er den Hirten nachts sah und die anderen trauten sich nicht aus der Hütte, um ihm zu helfen, so sehr fürchteten sie den nächtlichen Jäger.

Je mehr sich die Menschen ihn fürchteten, umso weniger kümmerten es Hercule. Ob Sonntag oder Feiertag: Er ging auf die Jagd, und so manches Mal, wenn die Gläubigen in der Kirche sassen, hörten sie den Schuss aus seinem Gewehr.

Doch als er am Ostermorgen sein Gewehr nahm und von einem Felsen aus auf ein Reh schiessen wollte, löste sich über ihm ein Stein und traf ihn so hart am Kopf, so dass er leblos in den Abgrund stürzte.

Man fand den leblosen Jäger, hob ihn auf einen Wagen, um ihn zum Friedhof zu bringen und zu begraben. Unterwegs aber blieb das Pferd plötzlich stehen. Es legte die Ohren an und liess sich weder durch Zureden noch mit Gewalt dazu bringen, weiterzugehen. Da versuchte man den Wagen zu schieben, aber auch das nutzte nichts, er blieb an Ort und Stelle.

„Hier soll sein Grab sein“, sagten die Männer schliesslich. Sie hoben an Ort und Stelle die Erde aus und legten den toten Hirten hinein. Der Pfarrer sprach die erlösenden Worte, aber manche sagen, die Erde sei dreimal von der Schaufel gesprungen, bevor sie den Leichnam bedecken konnten. Zwei Hölzer wurden als Kreuz aufgestellt und alle waren froh, den Ort verlassen zu können.
Doch nach dem Begräbnis erschienen nachts Lichter über dem Grab. Manche hörten Schreie aus der Tiefe, und als sich der Jahrestag des Todes jährte, erschien den Dorfbewohnern der Jäger als Geist. In der Not rief man den Pfarrer und liess so viele Messen lesen, wie der Hirte wegen der Jagd gefehlt hatte. Da kehrte endlich wieder Ruhe ein und der Geist des Hercule Chilier de Lessoc fand seinen Frieden.

Neu erzählt von Djamila Jaenike, nach: „Le chasseur de Lessoc», aus:  J. Genoud, Légendes Fribourgeoises, Fribourg 1892. Eingelesen und aus dem Französischen übersetzt von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

Le chasseur de Lessoc

Hercule Chilier de Lessoc était vacher et un chasseur habile. La nuit, quand les cloches sonnaient minuit, il sifflait ses chiens et allait à la chasse jusqu'à l'aube. Les autres bergers s’en inquiétaient. Bientôt, on dit que l'herbe sous ses pieds perdait toute vigueur, que les vaches donnaient moins de lait lorsqu'il passait devant elles. L'un d'eux tomba même mort en voyant le berger la nuit, et les autres n'osaient pas sortir de la cabane pour l'aider, tant ils craignaient le chasseur nocturne.

Plus les gens le craignaient, moins Hercule s'en souciait. Dimanche ou jour férié, il partait à la chasse et bien des fois, lorsque les fidèles étaient assis à l'église, ils entendaient le coup de feu de son fusil.

Mais le matin de Pâques, alors qu'il prenait son fusil pour tirer sur un chevreuil depuis un rocher, une pierre se détacha au-dessus de lui et le toucha si fort à la tête qu'il tomba, inanimé, dans l'abîme.

On retrouva le chasseur mort, on le souleva sur un chariot pour l'emmener au cimetière et l'enterrer. Mais en chemin, le cheval s'arrêta tout d’un coup. Il dressa les oreilles et ne se laissa convaincre ni par la persuasion ni par la force d'aller plus loin. On essaya alors de pousser la charrette, mais cela ne servit à rien, elle resta sur place.

« C'est alors ici que doit se trouver sa tombe », dirent finalement les hommes. Ils creusèrent la terre sur place et y déposèrent le berger mort. Le prêtre prononça les paroles rédemptrices, mais certains disent que la terre sauta trois fois de la pale avant qu'ils puissent recouvrir le corps. Deux morceaux de bois furent placés en guise de croix et tout le monde fut heureux de pouvoir quitter les lieux.

Mais après l'enterrement, des lumières apparurent la nuit au-dessus de la tombe. Certains entendirent des cris venant des profondeurs et, à l'approche de l'anniversaire de la mort, le chasseur apparut aux villageois comme un fantôme. Dans l'urgence, on appela le curé et on fit lire autant de messes que le berger avait manqué en allant à la chasse. Ainsi, le calme revint enfin et le fantôme d'Hercule Chilier de Lessoc trouva sa paix.

Raconté à nouveau d’après : J. Genoud, Légendes Fribourgeoises, Fribourg 1892. © Mutabor Märchenstiftung www.maerchenstiftung.ch

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