Die alte Kirche in Emmishofen soll ihre Entstehung einer Begebenheit verdanken, die in der Konstanzer Chronik folgendermassen erzählt wird:

‏In dem Jahr, als man von der Gepurt Christi zahlt tusend drühundert, achtzig und vier Jahr, da gingen Knaben usser der Vorstadt ze Stadelhofen und wollten Holz holen in dem Wald bey Bernrain; da sie nun das Holz gesammelt hättend und das heimtragen wollten, da kamen sie zu dem Bild unsers Herrn Cruzifix uff Bernrain und laitend das Holz ab und geruoweten allda; da stund uf ein Knab, der hiess der Schappeler, und graiff dem Cruzifix an sin Nas und sprach: „Herr Gott, laass dich schneuzen, so küss ich dich desto gerner!"

‏Also gestund dem Knaben sin Hand an des Cruzifixes Nas. Do das die andern Knaben sahen, da luffend sie in die Vorstadt und seiten es seiner Mutter und anderen Lüten, do kam die Mutter und ander erbar Lüt und sehen das Zeichen, do ruoft die Mutter des Knaben den allmächtigen Gott an und die Mutter Maria, mit inniger andächtiger Bittung und verhiess sieben Vart (Wallfahrten) gen Einsiedeln, do wart der Knab ledig. Darnach über zwey Jar schwur der Knab übel Gott misshandlend, dass man ihm die Zunge usschnid und er evenglich (ewig) verboten (verbannt) war.

Quelle: A. Oberholzer, Thurgauer Sagen, Frauenfeld 1912 
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch