Der Brand vom Rotmooswald

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

‏Es war zu Anfang der 30er Jahre des verflossenen 19. Jahrhunderts als in Giswil-Grossteil durch unvernünftiges Hantieren der Geissbuben der prächtige Tannenwald im Rotmoos in hellen Brand geriet. Die ganze Gemeinde stand ratlos dem entfesselten Elemente gegenüber, denn ein Waldbrand übertrifft alle anderen Brände an Schrecken und Dimensionen. Der unvergessliche Pfarrer und nachherige Kommissar Dillier stand ebenfalls ratlos unter der Menge. Da rückte der greise Kaplan Bieler von Grossteil heran, schritt auf den Pfarrer Dillier, der zwar nicht gerade sein Freund war, zu und laut und deutlich erbat er sich die Erlaubnis, dass es die meisten hörten: „ob er machen dürfe, was er machen könne", worauf ihm Dillier antwortete: „wenn`s nicht schade, wohl." Auf diese Worte hin ging Bieler den brennenden Wald entlang, betete, kreuzte, segnete ununterbrochen, so dass ihm der Schweiss tropfenweise von der Stirne floss. Und soweit der edle Priester dem Brande entlang schritt, griff das verheerende Element nicht weiter mehr um sich, ja, es schien als ob eine unsichtbare Hand sich dem Feuer entgegenstellte, und man schwört heute noch darauf, dass Tannen, die angebrannt waren, total niederbrannten, die andern aber, welche doch ganz dicht dabei stunden, gänzlich verschont blieben.

Aus: Franz Niederberger Sagen und Gebräuche aus Unterwalden, Sarnen 1924. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

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