Hänziross

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Einst kam ein fremder Knecht ins Gäu. Der wollte nur bei einem Bauern arbeiten, der Rosse besass. So fragte er immer, wenn er um Arbeit anklopfte, in seinem fremden Dialekt: «Hänziross?» Deswegen nannte man den fremden Knecht «Hänziross.» Zuletzt verwies man ihn an eine Witwe in Kestenholz. Auf dem Weg dorthin beim Kappeli traf er auf den Teufel. Der winkte ihn heran und versprach dem Knecht, alles solle drei Jahre lang nach seinem Wunsche gehen, wenn er ihm das Papier mit seinem Blut unterschreibe. Und danach traf alles so ein, wie es sich der Knecht gewünscht hatte; er konnte sogar die verwitwete Bäuerin heiraten.

Drei Jahre vergingen im Nu. Eines Nachts meldete sich der Teufel am Fenster. Da bat der Knecht den Teufel, ihm noch einmal drei Jahre zu geben. Damit war der Teufel einverstanden unter der Bedingung, dass der Knecht ihm jedes Jahr eine andere Seele zuhalte.

So wurden Knecht und Teufel einig. Und wie hat der Knecht dem Teufel eine Seele zugehalten?

Als ihm einmal ein Nachbar klagte, ihm sei ein neues Wagenrad gestohlen worden, riet ihm Hänziross, er solle ein anderes, neues Rad an eine eichene Achse stecken und sagen «Redli, Redli lauf zum Choli, asser sWagerad mir holi.» Er tat dies und sah den Dieb dann in gestrecktem Lauf hinter dem gestohlenen Wagenrad daher rennen und damit dieser noch ein bisschen mehr ins Schnaufen käme, drehte er noch schneller am Rad. Das hat der Dieb nicht ausgehalten und fiel tot um.

Seither ist es dem Hänziross schlecht ergangen, und er konnte dem Teufel keine Seele mehr liefern. Am Jahrestag war er mit seiner Frau gerade bei einer Hochzeit, wo der Wein ausging. Da sagte Hänziross zu seinem Knecht: «Schirr den Kohli, reit ins Elsass und bring ein Fass Wein zurück». Da ritt der Knecht ins Elsass. Doch kaum sass der Knecht im Sattel, stieg das Ross mit ihm in die Lüfte, über die Roggenfluh, über den Barschwang, den Gampenberg, über Basel hinweg. Und was keiner geglaubt hatte, der Knecht traf nach einer Weile mit einem Fass Elsässerwein wieder bei der Hochzeitsgesellschaft ein. Als man anstiess, zersprang dem Hänziross das Glas in der Hand. Da wurde er bleich und sagte, bevor der Tag zu Ende wäre, hätten ihn die Krähen gefressen.

Und was er vorausgesagt hatte, traf ein. Beim Kappeli stürzte sich ein Krähenschwarm auf ihn, packte ihn und trug ihn durch die Lüfte davon. Vom Hänziross ist nichts mehr übriggeblieben als eine schwarze Hand, die man am anderen Tag beim Käppeli gefunden hat.

Quelle: P. Keckeis, M. Kully, Sagen der Schweiz. Solothurn, Zürich 1987. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

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