Ganz besonders in intimem Verkehr mit den Bergmandlänä waren die Besitzer der Berggüter Iwi im Kleinteil. Im Winter besorgten die Bergmännchen oftmals das Vieh und im Sommer halfen sie das Heu unter Dach bringen. Spott und Hohn ertrugen sie nicht, auch nicht Hintenansetzung. So musste man ihnen immer die gleiche Tasse, den gleichen Platz, am liebsten hinter dem Ofen oder auf dem Ofenbänkli, und das gleiche Werkgeschirr reservieren, sonst wurden sie zornig und kamen nicht mehr. Als eine Leckerspeise galten ihnen dürre Nüsse und Schnitze, und wenn der Bauer sich auf ihre Hilfe verlassen wollte, hatte er sich mit solchen Sachen zu versehen. Auch für frische Kirschen und Trauben waren sie sehr dankbar.
So traf es sich einst, dass das Boden-Iwi ganz abgemäht war, und da das Arbeitsvolk in diesen Höhen gesucht ist, war der Besitzer sehr froh, dass drei Bergmandli zur Hilfe herbeieilten. Später war auch weibliche Hilfe vom Thal herauf angelangt, die den Mädern, ihren Liebsten, einen Korb voll der saftigsten Kirschen kramten. Da sie aber die Bergmandli sahen, wollten sie mit ihren Geschenken nicht hervor, weil sie befürchteten, selbe würden auch mitessen und es blieben dann zu wenig mehr für ihre Schätze.
Rüstig und wacker ging die Heuernte von statten, glanzhell schien die Sonne, die sich schon ziemlich dem Untergange neigte. Auf einmal rief das älteste Bergmandli seinen Kameraden zu:
„As thiot afah spätä
D' Sunn ist a dä Grätä "
worauf die andern im Chor antworteten:
„So miänd miär dänk gah, se derfid d`Meitli d`Chriäsi fürälah.“
Und sofort legten sie das Werkgeschirr ab und zogen sich in ihre Höhle zurück. Bald bewölkte sich der Himmel und ein heftiger Regen verhinderte die Beendigung der Heuernte. Von da an kamen die Bergmandli nie mehr zum Heuen.
Aus: Franz Niederberger Sagen und Gebräuche aus Unterwalden, Sarnen 1924. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch