Im alten Schloss in Überstorf stand vor Zeiten ein alter Turm, dessen Erdgeschoss noch heute als Keller dient. In diesem Turm war ein Gelass, das keines Menschen Fuss betrat. Darin befand sich eine dicke Steinsäule, woran ein Gerippe angekettet sein sollte. Die Sage berichtet, es seien die Überreste eines früheren Schlossherrn, der im Kellergewölbe elendiglich zugrunde ging. Dieser Herr habe sich für eine grosse Geldsumme dem Leibhaftigen mit Leib und Seele verschrieben. Daher erwartete ihn ein klägliches Ende. Nach dem Ableben des Schlossherrn rumorte es viele Nächte in den Gängen und Zimmern des alten Schlosses. Kein Bewohner konnte während dieser Zeit ein Auge zutun. Man nahm Zuflucht zu Zaubermitteln und Beschwörungen; diese halfen aber nichts. Da holten die Schlossbewohner einen alten, welterfahrenen Kapuzinerpater, damit er den bösen Geist aus dem Hause verbanne. Der fromme Ordensmann fastete zuerst drei Tage hindurch und betete viel. Nachher begann er das Gespenst zu beschwören. Doch die kräftigen Worte der Beschwörung vermochten nicht den Geist aus dem Schlosse zu vertreiben. Deshalb bannte der Mönch den Unhold in den tiefen Keller und befahl ihm, in die steinerne Säule einzugehen. Der Geist musste gehorchen. Und bis zum heutigen Tage sei er immer noch in der Steinsäule festgehalten durch das Kraftwort des Paters; wenigstens behaupten es bis zur Gegenwart die Überstorfer steif und fest. Niemand betritt darum einen unheimlichen Keller.
Quelle: Pater Nikolaus Bongard, Sensler Sagen, Freiburg 1992.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.