a) Vor vielen Jahren stand anstelle der alten Post eine Hanf- und Flachsreibe. Daher heisst das kurze Wegstück zwischen der Poschtbrugg und der Chatzebrugg das Rybigärtli. Die Fortsetzung dieses Weges auf der rechten Bachseite bis zur Mühlibrugg trägt den Namen Chatzetal. Wo jetzt die Säge steht, war ebenfalls eine Reibe. Von hier läuft oft zu später Nachtstunde ein zottiger Hund mit grossen Augen durch das Chatzetal hinunter in das Ryvbigärtli.
Ein neugieriger Knecht lauerte einmal dem Rybihund auf und folgte ihm bis zum Rybigärtli. Dort erhielt er plötzlich einen tüchtigen Schlag, und am nächsten Tag war sein Kopf stark geschwollen.
Man erzählt, ein geldgieriger Wirt habe früher seine nächsten Verwandten betrogen und müsse nun in Hundsgestalt seine Habsucht büssen.
b) Auf dem Wege vom Rybigärtli zum Wäldchen hinter dem Pfarrhaus wurde vor nicht langer Zeit der Rybihund, ein schwarzes Tier mit glühenden Augen, von einem Angehörigen der Pfarrfamilie Alder ebenfalls wahrgenommen.
c) Ich schlief schon, als mich mein Freund Heiri weckte und mich bat, ihm zu helfen, einige Bändelkisten auf einem Karren zum Bott zu transportieren. Es ging schon gegen Mitternacht, und es war heller Mondschein. Heiri war froh, dass ich mitkam; denn er war ein ängstlicher Bursche. Beim Bott luden wir unsere Kisten auf den Bottenwagen um, der um Mitternacht talwärts fuhr, um am folgenden Morgen in Basel zu sein. Auf dem Heimweg sah ich bei der Chatzebrugg, wie aus dem Häuserschatten ein grosser schwarzer Hund über die Brücke und einige Schritte vor uns die Strasse hinauflief. Lautlos war sein Schritt und sein Fell glänzte im Mondschein wie Seide. «Den Hund müssen wir fangen», sagte ich zu meinem Freund doch dieser hatte Angst und wollte lieber heimgehen. Ich liess Karren und Heiri stehen und folgte dem Hund durch das Nünigängli dann den Fussweg hinab bis zur oberen Schmiede. Beim Schmidtengässli verschwand er plötzlich im Dunkeln, und ich sah ihn nicht mehr. In diesem Moment kam mir die Geschichte nicht mehr ganz geheuer vor. Heiri war mir nachgefolgt und bat in einem fort: «Karl, komm doch heim!» Schliesslich dachte ich, es sei doch besser umzukehren, und wir gingen ins Bett.
Ziefen
Quelle: P. Suter/E. Strübin, Baselbieter Sagen. Quellen und Forschungen zur Geschichte und Landeskunde des Kantons Basel, Band 14. Liestal 1976
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.