a) «Ums Jahr 1840 hat sich in der Drahtzugmühle eine schreckliche Familientragödie abgespielt. Die Mühle gehörte einer Familie Buser. Die Müllerin, eine stattliche Frau und eifrige Kirchgängerin, vergiftete ihren Mann, um einen jungen Mahlknecht, nach anderen Aussagen einen reichen Witwer, freien zu können. Zugleich starb auch eine Tochter an den Folgen der Vergiftung, und ein Sohn nahm sich der Schande wegen, das Leben. Die Giftmischerin wurde zur Strafe in Liestal enthauptet. In seidenem Gewande soll sie hoffärtig das Schafott betreten und, ohne Reue zu zeigen, den verdienten Lohn empfangen haben. Bis zur letzten Minute habe sie allerdings auf Begnadigung gerechnet. Lange Zeit war es in der Mühle nicht geheuer, indem nachts die Drahtzugmüllerin umging.»
b) Mein Vater schaute bei der Hinrichtung der Drohtzugmüllere zu. Sie hatte mit einem Müllerknecht ein Verhältnis gehabt und ihren Mann vergiftet. Sie hatte ihm Grünspan in das Essen geschabt, so dass er serbelte und starb.
Als ihr das Todesurteil verkündet wurde, brach der Richter den Stab über ihr. In einer Kutsche wurde sie durch das Städtchen zum Blutgerüst auf dem Gstadig gefahren. Sie hatte ein schönes schwarzes Seidenkleid angezogen und strich es sorgfältig glatt, bevor sie sich auf das Stühlchen setzte. Dann schnitt ihr der Scharfrichter Mengis hinten die Haare ab und verband ihr die Augen. Sie glaubte bis zuletzt, sie werde begnadigt und der Scharfrichter werde nur das Schwert über ihrem Kopf schwingen. Als der Kopf gefallen war, kamen einige herbei und fingen in Gläsern Blut auf; sie tranken es, weil sie glaubten es helfe vom fallenden Weh. In der Drahtzugmühle ist es seither «unghüürig»
Füllinsdorf
Quelle: P. Suter/E. Strübin, Baselbieter Sagen. Quellen und Forschungen zur Geschichte und Landeskunde des Kantons Basel, Band 14. Liestal 1976
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.