Ihrer vier junge Burschen aus dem Dorf sind seinerzeit an einem schönen Abend ein wenig obsi gegangen und haben im «Tagweidli» am Wiggis im Heu übernachtet. Wie sie nun eben am Einschlafen waren, und alles war still und dunkel, da hört einer draussen auf der Weid glöckeln, als ob ein Stück Vieh noch um die Hütte herumstriche und Einlass heischte, und doch war kein Häuptlein mehr auf dem ganzen Stafel. Dann hörten die andern drei das Glöckeln auch, und es schien ihnen, als ob irgendein Ton dabei sein müsste, der zu keiner Herdenglocke passte und einen fast unheimlichen und seltsamen Eindruck auf die vier machte. «Das ist weder Geiss noch Kuh!» sagt schliesslich der Kuraschierteste von den vieren und ruft zum Guggeerli hinaus: «He! wer ist da?» Aber da hat das unheimliche Schellen und Glöckeln mit einem Mal aufgehört, und es schien, als ob nur noch Unsichtbare über Gras und Wieswachs davonliefen. Und dann war alles wieder stille wie zuvor.
Als die Burschen das Begebnis einem Sennen erzählten, nickte er nachdenklich und meinte nur: «So? geht der Wiggisgeist wieder um? Seit fünf Jahren hat er sich nun nicht mehr hören lassen, der alte Glöggeler. Wenn man wüsste, was der bei seinen Lebzeiten alles gebosget hat, vielleicht könnte man ihm dann helfen.» Aber das weiss kein Mensch, und so muss er von Zeit zu Zeit wieder über die Alp und sein Glöcklein tönen lassen!
Quelle: K. Freuler, H. Thürer, Glarner Sagen, Glarus 1953
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung, www.maerchenstiftung.ch