Lange Jahre nachdem die Burg Stadion in Schutt und Trümmer gefallen war, kam es diesem und jenem in den Sinn, der Vogt möchte als reicher Mann wohl allerlei Reichtümer, Gold und Silber und Edelsteine besessen haben; da er aber von den Bauern ohne langes Werweissen verjagt worden war, so könnte wohl dies und jenes noch im Verborgenen auf der Burg liegen. Doch wollte sich niemand ans Werk machen, den Schatz zu heben, bis schliesslich ein Weib, «das Loch Bäbi» genannt, ein paar Nachbarn aufstiftete, der Sache nachzuspüren.
Als die kleine Schar tief in der Nacht mit allerlei Werkzeug und Waffen in die zusammengestürzten Gänge der Burg eingedrungen war und sich eben daran machte, im unterirdischen Kellergewölbe einen schweren eisernen Deckel aus dem Boden zu heben, da begann es in den Mauern zu rumoren und zu knotzern, und eine grobe Stimme klang aus den Tiefen und rief unverständliche Worte. Als sich die Männer durch solches nicht bei ihrer Arbeit stören liessen, so erschien zu ihrem Schrecken durch die Mauern ein weisser Geist, der eine flackernde Kerze in den Händen hielt und dazu ununterbrochen wirres und unverständliches Zeug daherredete.
Von den Männern ist kaum einer wieder ins Dorf zurückgekehrt und hat mit Müh und Not den Hergang erzählen können. Die andern aber fanden den Ausweg nicht mehr und sind eines jämmerlichen Tods gestorben.
Quelle: K. Freuler, H. Thürer, Glarner Sagen, Glarus 1953
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung, www.maerchenstiftung.ch