Die Alerune

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

(Geldbrütendes Tier)

Es hät emol en Oberhallauer rischte [Riste = Flachsbündel] kauft, wo me im merkwürdig wolfe[i]l atrat hät. Woneren aber hambrocht hat, do hät er e chistli drin g’funde und i dem chistli e chrotte und en brief debi, drin ischt g’stande, da sei en alerune, die mües me alli tag strele und mit wi wäsche; dänn chönd mere gelt underlege und findi dänn am andere tag vil meh weder da, wo me underglat hei; drümol chönd me si verchoufe, dänn numme, und da sei iezed es dritt mol. – Do hät de vater zo sine lüte gsat: mit dem wemmier nüt z’thond ha, mier wend nit üse seel und seligkeit verlüre. Do hat er si furttrat und in e wasser ie gworfe, aber wo ner ha cho isch, do ischi scho vor ehm wider do gsi und so hät er möge astelle waner hät welle, er hät si halt nid eweg brocht. Do isch er go Stüehlinge dure zon Kapuzinere und häts um roth g’froget; do handsen z’erste gfroget, ob er gelt underglat hei und woner g’antwortet hät: o nei, kan chrüzer und kan heller!, do hand si g’sat dänn sey no z’helfid; sus wär er verlore gsi; iez söll er dänn z'nacht em älfi vo Oberhallau ufbreche und da chistli mit der allerune uf de rugge neh und zor Huete (Wuthach) dure träge; schlags zwölfi söl er uf d’brugg stoh und da hindersi id Huete abewörfe und dänn hagoh und jo nie zruck schaue. – Do hät er's dänn ase g'macht und woner wider ha ischt, do hät hinder im de wald g'chesslet und g'rasslet wie vo hunderttusig rütere, er aber hät nid umeg'lueget und isch g'loffe, so g'schwind er hät chöne, daner scho em halbi as wider z' Oberhallau g'si ischt. Woner zor stube ie cho ischt, hät er g'rüeft: Gottlob und dank! dann isch er umg’sunke und g’storbe; d alerune aber isch nie me is hus cho.

(Oberhallau)

 

 

Übersetzung:

Es hat einmal ein Oberhallauer Flachsbündel gekauft, die man ihm merkwürdig günstig angeboten hatte. Als er sie heimbrachte, fand er darin eine kleine Kiste und in dem Kistlein eine Kröte und einen Brief dabei, in dem stand, das sei eine Alerune, die man alle Tage kämmen und mit Wein waschen müsse; dann könne man ihr Geld unterlegen und finde am nächsten Tag viel mehr, als man untergelegt habe; dreimal könne man sie verkaufen, dann nicht mehr, und das sei jetzt das dritte Mal. – Da sagte der Vater zu seinen Leuten: Damit wollen wir nichts zu tun haben, wir wollen nicht unsere Seele und Seligkeit verlieren. Da trug er sie fort und warf sie ins Wasser, aber als er nach Hause kam, da war sie schon vor ihm wieder dort und er mochte anstellen mit ihr, was er wollte, er brachte sie nie weg. Da ging er nach Stühlingen hinüber zu den Kapuzinern und fragte sie um Rat; sie fragten ihn als erstes, ob er Geld untergelegt habe und als er antwortete: o nein, keinen Kreuzer und keinen Heller!, da sagten sie, dass ihm noch zu helfen sei; sonst wäre er verloren gewesen; jetzt solle er dann nachts um elf Uhr von Oberhallau aufbrechen und das Kistlein mit der Alerune auf den Rücken nehmen und zur Wuthach hinüber tragen; punkt zwölf Uhr solle er sich auf die Brücke stellen und es rückwärts in die Wuthach hinunter werfen und dann heimgehen und auf keinen Fall zurückschauen. – Das machte er dann so und als er wieder heimging, klirrte und rasselte es hinter ihm im Wald, wie von hunderttausend Reitern, aber er schaute sich nicht um und lief, so schnell er konnte, so dass er schon um halb eins wieder in Oberhallau war. Als er in die Stube trat, rief er: Gottlob und Dank!, dann sank er um und starb; die Alerune aber ist nie mehr ins Haus gekommen.

 

 

Aus: R. Frauenfelder, Sagen und Legenden aus dem Kanton Schaffhausen, Schaffhausen 1933.

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

Diese Website nutzt Cookies und andere Technologien, um unser Angebot für Sie laufend zu verbessern und unsere Inhalte auf Ihre Bedürfnisse abzustimmen. Sie können jederzeit einstellen, welche Cookies Sie zulassen wollen. Durch das Schliessen dieser Anzeige werden Cookies aktiviert. Details finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Cookie Einstellungen

Diese Cookies benötigen wir zwingend, damit die Seite korrekt funktioniert.

Diese Cookies  erhöhen das Nutzererlebnis. Beispielsweise indem getätige Spracheinstellungen gespeichert werden. Wenn Sie diese Cookies nicht zulassen, funktionieren einige dieser Dienste möglicherweise nicht einwandfrei.

Diese Webseite bietet möglicherweise Inhalte oder Funktionalitäten an, die von Drittanbietern eigenverantwortlich zur Verfügung gestellt werden. Diese Drittanbieter können eigene Cookies setzen, z.B. um die Nutzeraktivität zu verfolgen oder ihre Angebote zu personalisieren und zu optimieren.
Das können unter Anderem folgende Cookies sein:
_ga (Google Analytics)
_ga_JW67SKFLRG (Google Analytics)
NID (Google Maps)