In Albenried zwischen Visp und Bürchen wohnte vor vielen und vielen Jahren ein Ehepaar. Es führte sich redlich auf und ernährte sich so gut, als eben die Vermögensverhältnisse es gestatteten.
Nun glaubte der Wolf ein Anrecht auf ihre Habe zu besitzen, schlich sich heimlich in den Stall und raubte da gewissenlos eine Ziege, ein Schaf, einmal sogar ein junges Rind. Damit war der redliche Bauer jedoch nicht einverstanden. Um dem nächtlichen Dieb das Handwerk zu legen, grub er in der Hellela ein grosses Loch, nach oben verengt und fest ausgemauert. Er deckte die Grube mit Reisern zu und legte noch eine Lockspeise drauf.
Einst benützte er dazu eine tote Henne, die er in seinem Stalle gefunden hatte. Das merkte die Frau, und gleich dachte sie, der Mann werde sie als Lockspeise benutzt haben, und sie ging am gleichen Abend noch schnell hinauf zur Wolfsgrube.
Als sie in später Stunde noch nicht zurückgekehrt war, suchte sie der Mann am selben Orte. Dort bemerkte er, dass die Reiser an zwei Stellen eingebrochen waren. Er blickte hinunter und sah, wie seine Frau und der Wolf friedlich nebeneinander sassen. Unwillkürlich entfuhren ihm die Worte: «So ist`s gut. Der Wolf in der Falle – und die "Tampa" auch dabei.» Dann zog er seine Frau heraus und erschlug den Wolf.
BÜRCHEN
Quelle: Walliser Sagen, gesammelt und herausgegeben von Josef Guntern, Olten 1963, © Erbengemeinschaft Josef Guntern.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch