Die Pest in Binn

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

In Binn gab es durch die Pest so viele Tote, dass zu wenig Leute mehr da waren, um sie zur Kirche zu tragen und zu beerdigen Darum holten die Leute den Gemeindestier der Alpe Schapel, und der musste die Toten zur Kirche ziehen. Jedesmal, wenn er eine Fuhr herbeigeschleppt hatte, trieb man ihn auf eine Weide neben der Kirche, wo er graste, bis die Leute ihn wieder brauchten. Er lief da niemals weg. Schliesslich, als er die letzte Fuhre herbeigeführt hatte, trieben sie ihn wieder auf die Wiese, aber ohne fremdes Zutun lief er auf und davon bis in die Alpe, woher er gekommen war. Die Pest war jetzt zu Ende.

Das Dörflein Schapel-Matte starb damals aus bis an einen einzigen Knaben, der dann Stammvater der grossen Familie Tenisch wurde.

In dieser Pestzeit gelobten die Binner einen Fastentag zu Ehren des heiligen Sebastian, und zwar am Vortag seines Namensfestes. An diesem Tage genoss man meist nur Bohnenkoch und Wasser. Darum nannten ihn die Leute den "Binner Bohnentag".

BINN

Quelle: Walliser Sagen, gesammelt und herausgegeben von Josef Guntern, Olten 1963, © Erbengemeinschaft Josef Guntern.

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

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