Es war einmal eine Mutter, die hatte einen Sohn. Er schimpfte immer, dass seine Mutter ihn nicht auf den Markt gehen liess. Einmal durfte er gehen. Er musste Nadeln kaufen und steckte die in einen Strohballen. Alle Nadeln gingen verloren. Die Mutter sagte, solche Dinger seien an den Hut zu heften.
Ein anderes Mal schickte ihn die Mutter wieder auf den Markt, um eine Gabel zu kaufen. Er stiess die Gabel durch den Hut und zerriss ihn. Als sie das sieht, schimpft die Mutter und sagt, solche Dinger müsse man in einen Stock stossen.
Ein weiteres Mal ging er zu Markt, um Schweine zu kaufen, da stiess er dem Schwein hinten einen Stock hinein und ging so nach Hause. Er kam mit dem verendeten Schwein, und die Mutter schimpfte wieder. Sie sagte: «Man muss einen Strick an einem Bein befestigen.»
Das nächste Mal ging er auf den Markt, um einen Kessel zu kaufen. Er befestigte einen Strick am Fuss des Kessels und zog den Kessel hinterher, so dass der zerbrach. Darauf schickte die Mutter ihn nicht mehr auf den Markt.
Ein andermal ging die Mutter selber. Sie trug dem Sohn auf, gut hauszuhalten: Der Sohn musste das Butterfass drehen. Er entrahmte die Milch, schüttete den Rahm ins Butterfass und stellte es zum Drehen in den Gang. Die Mutter hatte gesagt, um gut haushalten zu können, müsse man gut essen und trinken. Darum holte er ein Glas voll guten Wein und trank es, doch er hatte den Hahnen nicht geschlossen, und der Wein floss in den Keller. Er ging hinauf, um das Butterfass zu drehen. Während dieser Arbeit kam ihm in den Sinn, dass er den Hahnen nicht geschlossen hatte. Er ging in den Keller um ihn zu schliessen. Während er in den Keller stieg, warf das Schwein das Butterfass um, und der ganze Rahm floss heraus. Er schlug im Zorn das Schwein tot. Als er den Rahm weggeputzt hatte, fiel ihm ein, dass die Mutter gesagt hatte, gut hauszuhalten. Er band ein Seil ums Haus herum und hielt es, wie wenn es umfallen wollte.
(Oberhalbstein)
Quelle: Die drei Hunde, Rätoromanische Märchen aus dem Engadin, Oberhalbstein und Schams. Caspar Decurtins/Ursula Brunold-Bigler/Kuno Widmer, Desertina Verlag, Chur 2020. © Ursula Brunold-Bigler.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.